Freitag, 19. Oktober 2012

Alles Verbrecher!?

Gefahren und Entbehrungen

Man kann schon fast die Uhr danach stellen. Jedes mal wenn ich von einer vergangenen oder einer geplanten Reise erzähle dauert es keine 30 Sekunden bis mindestens eine der beiden Fragen fällt: „Aber ist das denn nicht unheimlich gefährlich?“ oder „Da musst Du doch auf ganz schön viel verzichten, oder?“

Ich möchte mit der Verzichtsfrage beginnen. Zunächst einmal: man MUSS überhaupt nichts!
Wir sprechen hier immer noch von Freizeitgestaltung, davon, etwas zu erleben. Die Welt kennen zu lernen. Davon, Spaß zu haben und etwas mitzunehmen. Und auch davon, ein klein wenig vom Gewöhnlichen abzuweichen.

Dieses Buch handelt NICHT von Askese und dem Erreichen einer höheren Bewusstseinsform durch zwanghaftes Fasten oder schmerzhafte Entbehrungen. Sie, und nur Sie, entscheiden, was Sie tun oder lieber lassen möchten, wie hoch oder niedrig die Luxusschwelle anzusiedeln ist, bis wohin es eine Erfahrung ist, und wo es anfängt weh zu tun.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie für die Übernachtung mit Zelt und Schlafsack geschaffen sind, dann probieren Sie es aus. Leihen Sie sich von Bekannten ein kleines Zelt samt Schlafsack und Isomatte, schnappen Sie sich einen Gaskocher und fahren Sie für eine Nacht auf einen Campingplatz ins Grüne. Genießen Sie die frische Luft, die Geräusche, die komplette Atmosphäre. Wenn Sie sich am nächsten Morgen nicht mehr rühren können, und die alte Eiche für Ihre grazilen Bewegungen im Wind beneiden, dann ist es an der Zeit zu überlegen, ob sie das öfter tun möchten, oder ob Sie in Zukunft doch lieber im Gästehaus oder im Wohnmobil schlafen sollten. Wie gesagt, es soll ja schließlich noch Spaß machen.
Niemand zwingt Sie zu etwas. (Denken Sie vielleicht auch über eine Hängematte nach. Extrem bequem, rückenschonend, und Sie wiegen sich selbst in den Schlaf.)

Die meisten anderen so genannten Entbehrungen sind meistens nur Gewohnheiten die wir ungern ablegen. Müssen wir alle zehn Minuten unsere e-mails abrufen? Müssen wir jeden Abend vor der Glotze verbringen, müssen wir jeden Meter mit dem Auto fahren? Müssen wir immer und überall übers Handy erreichbar sein? Alles in sozialen Netzwerken kommentieren, und jedem mitteilen, dass wir am Klo sitzen und schwarze Socken tragen?
Zugegeben, ich mag all diesen Luxus mit seinem Sinn und Unsinn, und möchte im alltäglichen Leben nicht mehr darauf verzichten. Es macht vieles so viel einfacher. Wenn ich das Mobiltelefon abends zu Hause vergesse frage ich mich die ganze Zeit, wer jetzt wohl gerade versuchen könnte mich zu erreichen. Wenn ich spontan Lust habe auszugehen und Freunde zu treffen, dann poste ich es im Netz.
Sobald ich aber meinen Rucksack schultere und das alles hinter mir lasse merke ich, dass es – zumindest für eine bestimmte Zeit – auch ohne geht. Ganz ehrlich, manchmal lassen wir uns von all dem Kram schon ganz schön stressen.
Sie werden merken, dass Sie viel entspannter sind, wenn Sie nicht dauernd erreichbar sind, und sich ganz auf sich selbst konzentrieren können. Mann kann sich diese permanente Erreichbarkeit recht schnell abgewöhnen. Früher ging es doch auch.
Wirkliche Entbehrungen wie Wasser- oder Nahrungsmangel, unzureichende medizinische Versorgung, Grenzgänge körperlicher Belastbarkeit etc. muss man heutzutage nur noch in Betracht ziehen, wenn man sich wirklich bewusst ins Extreme begibt. Sollten Sie eine Alleinbesteigung eines 8000ers, eine Wüstendurchquerung, eine Solo-Weltumsegelung oder eine Expedition zum Nordpol planen, dann können Sie über wirkliche Entbehrungen nachdenken.
Es geht hier nicht darum, zu überleben. Es geht um das erleben!
Und das bringt mich auf die Frage über Gefahren:
Dazu mehr beim nächsten Mal!

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