Donnerstag, 27. September 2012

All about the money?

Mein letzter Text endete sinngemäß mit den Worten: wenn Ihr ein Traumziel habt, na dann fahrt doch einfach hin.
Einige sehen ihren Möglichkeiten da gewisse Grenzen gesetzt.
Nun - lest einfach weiter, vielleicht beseitigt das gleich mal die ersten Hürden!

„Der redet sich leicht!“ „Bin ich Krösus?“ „Sorry, mein Geldspeicher macht gerade Inventur.“
Stopp!!
Eines vorne weg: Reisen muss nicht teuer sein – zumindest wenn man sich vom Mehr-Sterne Hotel verabschiedet, und nicht jeden Tag am Buffet essen will. Aber das wollen wir ja schließlich nicht. Wir wollen das selbst bestimmte Abenteuer, richtig? Und noch etwas: Sie müssen dazu nicht ans andere Ende der Welt jetten. Die Betonung liegt hier auf dem Wort „jetten“.
Vor einigen Jahren – ich hatte schon diverse Reisen hinter mir – lernte ich Axel Brümmer und Peter Glöckner kennen. Die beiden sorgten auf einem ihrer Diavorträge für den größten Lacher, indem Sie ihren Reisebeginn erläuterten. „Wir sind Ossis, und nach dem Fall der Mauer wollten wir die Welt sehen. Wir hatten keine Kohle, also sind wir Rad gefahren.“
In Turnhose und Badeschlappen fuhren die beiden damals mit ihren abgehalfterten Drahteseln los. Die optimistischsten ihrer Freunde gaben ihnen vier Wochen. Nach fünf Jahren und über 70 bereisten Ländern waren die beiden wieder zu Hause.
Lesen Sie unbedingt das Buch der beiden! Es heißt „Weltsichten“ und ist im Eigenverlag erschienen.
Gut, was diese Beiden gemacht haben, das ist extrem, aber es geht auch im Kleinen. Nehmen Sie sich 14 Tage Urlaub, und radeln Sie an den Gardasee, schippern Sie mit einem Hausboot den Shannon oder die Loire entlang, oder paddeln Sie mit dem Kanu über die Wiesent. Überqueren Sie zu Fuß die Alpen, oder umrunden Sie mit dem Rad die Zugspitze. Dafür braucht man weder viel Geld, noch ungewöhnliche Fähigkeiten. Höchstens etwas Lust auf frische Luft, manchmal einen Gaskocher, Zelt und Schlafsack. Während Sie bei einem Hotelurlaub schon eine Woche brauchen um innerlich anzukommen, sind Sie hier nach wenigen Stunden komplett renaturiert.

Stichworte Zelt und Schlafsack. Wenn Sie gerade frisch von der Rückengymnastik oder vom Physiotherapeuten kommen dürften spätestens jetzt alle Alarmglocken eine Sonderschicht einlegen. Wer nicht zelten möchte hat immer noch verschiedene Alternativen: auch im letzten Winkel dieser Welt leben Menschen. Wenn Sie kein zwischenmenschlicher Primat sind werden Sie ganz bestimmt irgendwo eingeladen, ansonsten kann man fast überall für (wenig) Geld und gute Worte einen Schlafplatz finden.
Oder: reisen Sie mit dem Wohnmobil. Die meisten dieser Boliden gibt es von straßentauglich bis geländegängig in allen Varianten und für alle Führerscheinklassen. Und fast alle haben vernünftige Betten. Zu teuer? Rechnen Sie mal aus, was Ihnen 14 Tage Urlaub im (Club-)Hotel kosten, zuzüglich Fahrt oder Flug und den verschiedenen Aktivitäten vor Ort. Und jetzt vergleichen Sie das mal mit der Miete für das Wohnmobil. Außerdem: eine Nacht ganz allein in unberührter Landschaft unter glitzerndem Sternenhimmel mit selbst aufgebrühtem Kaffe ist einfach unbezahlbar!! Und bei der motorisierten Variante müssen Sie nicht mal auf ein Mindestmaß an Luxus verzichten.

Wenn jetzt schon neue Reiseideen in Ihnen reifen, dann habe ich mein erstes Ziel bereits erreicht: weg von der Masse, hin zur individuellen Erkenntnis.
Mit dieser Grundeinstellung im Hinterstübchen werden Sie die Welt bald so kennen lernen, wie sie wirklich ist, nicht so wie man sie uns tagtäglich auf der medialen Durchreise in Häppchen präsentiert. Ein Hotel hier, ein Whirlpool da, und zwischendrin noch schnell auf den lokalen Gewürzmarkt oder in die Teppichfabrik. 

Wichtig ist: Leben Sie ihr eigenes Leben, und vergeuden Sie nicht Ihre Zeit damit, anderen beim Leben zuzusehen. Hand aufs Herz: wie viele Stunden haben Sie schon vorm Fernseher damit verbracht ziellos herumzuzappen, und dann bei einem dieser „Mein neues Leben – Familie Schlagmichtot wandert aus“ – Formate zu landen? Da verwirklicht jemand seinen Traum, während Sie in der Wohnzimmercouch versinken und glasige Augen bekommen! Denken Sie mal drüber nach!

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