Donnerstag, 20. September 2012

Das Vorwort


Die Welt ist schlecht! Alles Mist! Ich muss hier raus, weg von dem Einheitsbrei. Mein eigenes Ding durchziehen, das letzte große Abenteuer. Endlich mal was anderes.
Und alle, die ihr Geld für eine Pauschalreise mit umzäuntem Strand und Reiseführer verschwenden wissen sowieso nicht was gut ist. Da kann ich mich gleich zu Hause an den Baggersee legen.
Soviel nur als kleinen Überblick über das, was einem 19-jährigen Abiturienten vor Jahren durch den Kopf ging. Der Abiturient war ich. Einiges hat sich seitdem bestätigt, anderes zum Glück nicht. Und über mache Dinge habe ich meine eigenen Ansichten später auch ein wenig geändert.
Zum Beispiel darüber, dass Pauschalurlauber auch pauschal als dumm abgestempelt werden können. Gut, da gibt es natürlich die Ballermann-Fraktion, die Badetuchgeschwader, die schon morgens um fünf die Liegestühle für sich reservieren. Und diejenigen, die sich am anderen Ende der Welt darüber beschweren, dass das Wienerschnitzel nicht wie zu Hause schmeckt, oder dass man unverschämterweise nicht mit Badeshort und Bikini durch die Kirche laufen darf. Halleluja!

Da gibt es aber auch diejenigen, die das ganze Jahr über schuften, und sich für ihr hart verdientes Geld einfach gerne mal 14 Tage bedienen lassen, und nebenbei noch die Wirtschaft des jeweiligen Landes ankurbeln. Diejenigen, die fernab von Weißbier und Schnitzel dezent und unstressig ein Land kennen lernen möchten. Das habe ich erst sehr spät erkannt. Trotzdem, Sie haben meinen Respekt

Bei anderen Dingen habe ich schneller meine Meinung geändert.
Zum Beispiel darüber, dass die Welt schlecht ist. Gut, es gibt immer ein paar Typen, die den Ruf eines ganzen Landes, im Zweifelsfall auch eines ganzen Kontinents in den Schmutz ziehen. Aber das sind zum Glück nur ein paar. Gerade was Gastfreundschaft anbelangt können wir Deutschen von nahezu jedem anderen Land unglaublich viel lernen!
Beispieldialog:
„Mein Gott, Du willst nach Nicaragua??!?“ „Ja, warum nicht?“ „Da leben doch nur Verbrecher! Die haben bestimmt gerade auf Dich gewartet. Die rauben Dich aus, bringen Dich um, oder sonst noch was viel schlimmeres!“
Viel schlimmer als diese Vorurteile kann es ja eigentlich schon nicht mehr werden. Hallohoooo, da wohnen Menschen. Menschen wie Du und ich. Nun ja, fast. Sie leben in einem so genannten Dritte-Welt-Land, in einer „Krisenregion“ wie es mehr oder weniger schön heißt. Und der Bürgerkrieg war damals auch gerade mal so zu Ende. Trotzdem, bestimmt keine Gründe dieses Land aus meinem Atlas zu streichen. Waren Sie schon mal abends am Hauptbahnhof Ihres Vertrauens? Was glauben Sie, wo ist es sicherer?
Ich sollte in Nicaragua (und auch anderswo) lernen, dass beide Seiten zum Teil Recht haben und hatten. Welche Teile das sind erzähle ich an geeigneter Stelle in diesem Buch.

Was ich hier nicht tun werde ist, in aller Ausführlichkeit Reiserouten zu beschreiben. Zum Einen kann man mit Reiseführern mittlerweile die Panamericana pflastern, zum Anderen möchte ich jeden der es durchhält dieses Buch zu lesen dazu animieren, in Punkto Reisen sein eigenes Ding durchzuziehen, eigene Erfahrungen zu sammeln, eigene Schlüsse zu ziehen, für sich selbst etwas mitzunehmen.
Vielleicht legen Sie das Buch aber auch schon nach der Hälfte weg weil Sie feststellen, dass ich Ihnen nichts Neues erzähle.
Dann gibt es zwei Möglichkeiten. Die erste: warum seine Zeit mit einem Buch vergeuden, wenn man genauso gut die Welt erkunden kann. Oder: einfach weiterlesen weil es schön ist, wenn man es mit Gleichgesinnten zu tun hat.

Wann immer ich meinen Rucksack schultere passiert etwas Eigenartiges mit mir. Ich packe mein ganzes Leben für einige Wochen oder Monate in eine Tasche, und schleppe es mit mir herum. Alles was ich habe trage ich bei mir. Oder anders herum: was ich bei mir trage bin ich. Keine unnützen Spielereien, nur das Notwendigste. Ich reduziere mich auf ein Minimum, um Wochen später als neuer Mensch zurück zu kommen.
Philosophischer Quatsch? Probieren Sie es aus!
Wenn Sie mal einen Blick in Ihre Wohnung werfen werden Sie sehen wie viele Dinge Sie besitzen die nur dazu da sind, die Langeweile zu vertreiben. Zeit zu verschwenden, die Sie wirklich sinnvoller verbringen könnten. Also weg mit den immer gleichen Kreuzworträtseln, den Sudokus und Spielekonsolen. Raus in die Welt!

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