Dienstag, 17. September 2013

Machu Picchu - die geheimen Ecken Part 1

Wie ging es nun weiter mit den Schweizern und mir?

Theoretisch hätten wir am Ende der zweiten Etappe in einer Art Sammelcampingplatz übernachten müssen, um am nächsten Tag mit allen anderen gleichzeitig in Richtung Machu Picchu zu starten. 
Nachdem auch jeder das Sonnenaufgangsspektakel an diesem magischen Ort sehen möchte, hätte das gegen fünf Uhr morgens ein Hauen und Stechen gegeben, das wir unbedingt vermeiden wollten. Wir schlichen uns also weiter mit dem Ziel, Machu Picchu noch am selben Tag zu erreichen, den Sonnenuntergang zu sehen, unsere Zelten direkt vor den Ruinen aufzustellen, und stressfrei und alleine zum Sonnenaufgang vor Ort zu sein. 
Wir mussten ein paar Wachposten umgehen, etwas Schleicharbeit leisten, aber schließlich haben wir es geschafft. Der erste Blick durchs Sonnentor Inti Puncu auf die Stadt der Inka, und pünktlich zum Sonnenuntergang wanderten wir mit dem Rucksack auf dem Buckel ganz alleine durch die bereits ausgestorbene Ruinenstadt.

      
Endlich - Machu Picchu! Ankunft bei Sonnenuntergang!

Von einem einheimischen Jungen liessen wir uns Zeigen, wo wir unbemerkt unser Zelt aufstellen konnten. Er zeigte uns eine Ecke in einem Gebüsch und meinte nur lapidar: „Passt auf, da gibts Vipern - saugefährlich!“ Wir sagten uns, wenn wir die Finger aus dem Gebüsch lassen, und nur mit unseren Wanderschuhen herumlaufen kann uns nichts passieren. Und im Zweifelsfall würden wir innerhalb von ein paar Stunden schon einen Doc auftreiben. Es gibt Risiken, die durchaus kalkulierbar sind, und wir waren der Meinung, dass es sich um ein solches handelt.

Ich kann Sie beruhigen, wir haben die Nacht ohne Schlangenbisse überstanden, und wurden mit einem gigantischen Sternenhimmel über den Ruinen belohnt, den wir ganz alleine genießen durften. Auf einen guten Rotwein haben wir in dem Fall gerne verzichtet. Wir hatten wirklich alles was wir brauchten!
Wobei uns die alten Inkagötter am nächsten Tag noch einen Nachschlag spendierten!

Ich empfehle Ihnen an dieser Stelle das Buch wegzulegen. Schlafen Sie eine Nacht drüber. Wenn Sie zu Bett gehen stellen Sie sich die Situation vor: über Ihnen der klare Sternenhimmel Perus, die schwarzen Schemen der Ruinen von Machu Picchu ragen zwischen den Bäumen empor. Sie spüren die leichte Feuchtigkeit der Nachtluft, kriechen in Ihr Zelt. Nachdem Sie sich in den Schlafsack eingekuschelt haben und die richtige Schlafposition gefunden haben hören Sie draußen den leichten Wind an den Zeltwänden entlangstreichen, und die Geräusche der Tiere, wie Sie ihre Nacht bestreiten. Und inmitten dieser grandiosen Kulisse dämmern Sie langsam weg und träumen davon wie es war, als diese uralte Stadt noch besiedelt war.....

Mittwoch, 21. August 2013

Peru

Meine Reise nach Peru fand zu einem Zeitpunkt statt, als man den Inka Trail noch individuell begehen konnte. Mittlerweile ist das leider nicht mehr der Fall. Dieser großartige Weg kann nur noch in organisierten Gruppen begangen werden. 
Das hat zwar den Vorteil, dass man von seinem Tourguide wertvolle Informationen erhält, die einem ansonsten fehlen würden. Es hat aber auch den Nachteil, dass man die Atmosphäre und die grandiosen Ausblicke nicht mehr alleine in Ruhe genießen kann. Die alten, zum Teil noch nicht freigelegten und renovierten Ruinen, das Bergpanorama, die wunderschöne Natur. Mit dem Anwachsen der Tourismus kam es aber offenbar vermehrt zu Vandalismus, und auch zu Überfällen auf Wanderer. 
Dem wollten die Verantwortlichen scheinbar vorbeugen. In gewisser Weise handelt es sich dabei aber auch um ein hausgemachtes Problem, dann man versuchte - und versucht nach wie vor - immer mehr Touristen nach Machu Picchu zu karren. Die etwas Ausdauernderen wandern drei Tage lang über den Inka Trail zu dieser „versteckten Inkastadt“, alle anderen fahren mittlerweile direkt mit dem Bus bis vor die Tür. Bis zu 5000 Besucher werden derzeit täglich in Machu Picchu gezählt. Und die Regierung plant die Installation einer Flutlichtanlage, die den Besuch auch noch Nachts ermöglichen, und die Besucherzahl verdoppeln soll. 

Wissenschaftler sehen darin ein Desaster. Jeder Schritt auf dem Boden von Machu Picchu ist wie ein kleines Erdbeben. Die Steine der Bauwerke sind nicht durch Mörtel oder ein anderes Bindemittel verbunden, sie sind lediglich passgenau aufeinander gestapelt. Die Folgen sind klar: die Gebäude werden früher oder später einstürzen. Geholfen ist damit niemandem. Aber der kurzfristige finanzielle Segen lässt offenbar alle Risiken vergessen.

Peru verfügt über mehr als 200 archäologische Stätten, viele versierte Reisende suchen jetzt schon nach ruhigen und abgelegenen Alternativen. Es gibt sie zu Hauf. Wollen wir hoffen, dass ihnen das Schicksal von Machu Picchu erspart bleibt.
Als ich damals den Treck startete waren an diesem Tag gerade mal 80 Wanderer unterwegs - ich war also alleine, konnte alles auf mich wirken lassen

Und vor allem, ich konnte mein Zelt aufschlagen wo ich wollte. Das war zwar zum damaligen Zeitpunkt auch schon nicht gern gesehen, aber wenn man sich eine versteckte Ecke hinter einer Ruine oder hinter einem Baum im Dschungel suchte, dann war auch das machbar. Und ich wollte all diese Eindrücke einfach alleine auf mich wirken lassen: Dschungel und Schmetterlinge noch auf knapp 3000 Metern Höhe, diese meditative Stille in der man sich einfach fallen lassen kann, die Bauwerke, die seit hunderten von Jahren über die Gipfel der Anden wachen. Und dazu ein selbst gekochtes Süppchen vom Gaskocher, mein Zelt und ein Sonnenuntergang von Gottes Gnaden. Unbeschreiblich!

Ich werde den weiteren Verlauf des Inka Trails hier nicht groß auswalzen. Reiseberichte gibt es genug. Ich denke, Sie können sich meine Faszination wohl vorstellen.
Es gab aber zwei Ereignisse, die erwähnenswert sind.

Zum einen habe ich am zweiten Tag ein Paar aus der Schweiz getroffen. Sie waren frisch verheiratet, und auf Hochzeitsreise. Ich habe es zwar sehr viel später auch nicht anders gemacht, aber zum damaligen Zeitpunkt war einerseits der Gedanke an Heirat für mich noch völlig undiskutabel, zum Anderen bedeutete eine Hochzeitsreise für mich ein schönes Hotelzimmer in der Karibik, ein Himmelbett, Cocktails, Kellner die einem den A**** nachtragen, und ähnliches. Ganz bestimmt gehörte es nicht zu meinen Honeymoon-Vorstellungen einen 15 Kilo schweren Rucksack auf über 4000 Meter zu schleppen und auf Isomatten zu übernachten. 
Nun - offensichtlich hat mich diese Begegnung geprägt. Der Plan der Beiden war es, zunächst sechs Monate mit dem Rucksack durch Südamerika zu Reisen, und danach noch weitere sechs Monae für ein Entwicklungshilfeprojekt in Peru zu arbeiten. Schleppen, Schwitzen und Arbeiten. Nicht Ihre Vorstellung von Flitterwochen? 
Wie gesagt, meine waren es damals auch nicht, und doch sollte es bei mir Jahre später fast genau so ablaufen. Das Einzige was in diesem Moment zählt ist die Tatsache, dass diese beiden Mensch sich mit dem was sie da taten völlig sicher waren. Sie wollten es, gingen in dem Gedanken auf, und konnten sich nichts schöneres vorstellen.

Man sollte sich also doch viel öfter mal die Zeit nehmen und versuchen zu verstehen wie andere Menschen ticken. Man muss ja nicht gleich mit allem konform gehen, aber oftmals stellt man fest, dass man einfach nur zu sehr an eingefahrenen Strukturen festhält, an alten Konventionen und Gewohnheiten, die entweder nicht mehr zeitgemäß sind, oder die einem schlichtweg nicht gut tun und Möglichkeiten unnötig einschränken.
Fragen Sie nach, sein Sie neugierig, wägen Sie ab bevor Sie urteilen. 
Vieles was auf den ersten Blick ungewöhnlich, ja verrückt und komplett abwegig erscheint eröffnet oftmals neue, großartige Möglichkeiten. Viele Dinge lehnen wir nur deswegen ab, weil wir nicht genug darüber wissen. Alternativmedizin. Energiegewinnung. Religion. 
Fragen Sie sich mal selbst, bei wie vielen Themen Sie eigentlich wirklich Ihre eigene Meinung vertreten, weil Sie sich anhand von Fakten ein Bild gemacht haben. Oder ob Sie nur das nachplappern was andere sagen, die selbst nicht wissen wovon sie reden, weil sie nie nachgefragt haben.

Gemeinsam mit den beiden Schweizern habe ich noch mehr Möglichkeiten ausgelotet.

Und die waren der Hammer!
Ich erzähls Ihnen - beim nächsten Mal. 

Montag, 19. August 2013

Südamerika - zwischen Samba und Inka

Wenn alles klappt, dann befinde ich mich in genau fünf Monaten in Argentinien, auf dem Gipfel des Aconcagua!
Grund genug, um an meine erste Tour durch Südamerika zurückzudenken. 

Ich weiß es noch, als wäre es gerade gestern gewesen. 1 Uhr nachts in Rio de Janeiro, das Thermometer zeigt 32 Grad, der Alkoholpegel ist auch nicht gerade niedrig, und ich taumle von der Copacabana in Richtung meiner Unterkunft.

Ein paar Stunden vorher war ich in Rio gelandet, der Carneval war gerade vorbei, überall lagen Teile ausgedienter Sambakostüme an den Straßenecken und ich atmete die feuchte, schwere Luft dieser großartigen Stadt. Der Taxifahrer hatte mich übers Ohr gehauen weil ich vom Flug zu müde war um zu protestieren, mein Backpacker Hostel lag aber nur zehn Minuten zu Fuss von einem der wohl bekanntesten Strände der Welt.
Es dauerte keine zwei Minuten, und ich war mit anderen Reisenden im Gespräch. Die üblichen Fragen nach dem woher und wohin, wie lange schon und wie lange noch. Bis einer zu mir sagte: "Komm, wir gehen vor an den Strand auf nen Caipi."

Zwei Fehler habe ich an diesem Abend gemacht. Der erste war, dieses Gesöff zu unterschätzen! Denn der Caipirinha in Brasilien ist nichts anderes als ein bis zum Rand gefülltes Glas mit Zuckerrohrschnaps, und ein Schnipselchen Limette.
Gut, ich habe es überlebt.

Fehler Nummer zwei, und das ärgert mich bis heute:
mein neuer bekannter Fragte mich, ob ich am nächsten Tag mit zum Fussball gehen möchte. Ein paar der Backpacker hatten nämlich beschlossen, sich ein Spiel im Maracana Stadion anzusehen. Ich lehnte ab, weil ich mich zum Einen wenig für Fussball begeistern kann, und zum anderen nicht gleich am ersten Tag mein Geld zum Fenster rauswerfen wollte.

Gut - haben Sie schon einmal Bilder aus dem Maracana Stadion gesehen. Das größte Fussballstadion der Welt (bei seiner Fertigstellung bot es Platz für rund 200.000 Menschen) ist eine gigantische Party! Sambatrommeln überall, eine Stimmung, die sofort auf alles und jeden übergreift, ein einziger Glückstaumel! Dieses Erlebnis habe ich mir entgehen lassen, weil ich "keinen Bock auf Fussball" hatte. 

Es ärgert mich bis heute, dass ich mir die paar Reales gespart habe. Man muss auch mal etwas neues ausprobieren, auch wenn man der Sache kritisch gegenüber steht. Den Versuch ist es meistens wert. Das gilt für den Besuch von Sportveranstaltungen genau so, wie für die Theater- oder Opernaufführung, die strategische Vorbereitung eines Kundengesprächs, oder die Wahl des Urlaubsziels. 
Meinungen und Auffassungen verändern sich mit der Zeit, Menschen verändern sich, ja ganze Länder, wie ich am Beispiel von Nicaragua bereits beschriebe habe. Also nur Mut, halten Sie nicht an festgefahrenen Gewohnheiten fest! Und vor allem sollte man sich auch ab und zu einfach mal etwas gönnen. Das trägt zum eigenen Wohlbefinden bei, und damit zu einem entspannteren Miteinander.

Ich habe mir dann später noch einiges gegönnt. Zum Beispiel den Hubschrauberflug über die Iguacu-Wasserfälle. Eine absolut spontane, aber richtige Entscheidung. Ich war am Tag zuvor in Iguacu angekommen, und hatte mit meiner Hängematte ganz in der Nähe der Fälle übernachtet. 
Hätten die Moskitos nicht durch den dünnen Stoff hindurch ein Festmahl auf meinem Rücken gefeiert, es wäre eine der tollsten Nächte meines Lebens gewesen. Das brachiale Donnern der Wasserfälle, die feuchte Luft, das Kreischen der Vögel, Nasenbären die neugierig in meinem Rucksack wühlen, der Rauch meines Lagerfeuers. Gut, da kann man einen juckenden Rücken durchaus verschmerzen.

Ich bin dann den ganzen Tag an den Fällen entlang gewandert. Es war einer dieser Momente, in denen auch der letze Realist anfängt sich zu Fragen, welche höhere Macht hier Architekt gespielt hat. Und als ich mir gerade die Frage stellte, wie sich das ganze wohl von oben gesehen darstellt, da war der Helikopterflug auch schon gebucht. Es war teuer, ja. Aber die Bilder die sich in meinen Kopf eingegraben haben, sind unbezahlbar und auf ewig mein!

Mit diesem Hintergrund können Sie überall punkten. Wenn Sie ihrem Gegenüber (egal ob einem Geschäftskunden oder einem Freund oder Verwandten) etwas verkaufen wollen, dann wird seine Frage immer sein: "Was kostet mich das, was habe ich davon, und geht das nicht billiger?" Und je klarer Sie den Nutzen beschreiben können, je beständiger und je außergewöhnlicher dieser ist, desto schneller wird 
ihr Gesprächspartner bereit sein zu investieren, Zeit, Energie, Geld, was auch immer.

Die Ausblicke von dort oben waren jedenfalls so unglaublich, dass ich mir im Laufe dieser Reise noch einen weiteren Flug gegönnt habe, noch einmal die Welt aus der Schöpferperspektive sehen wollte, viel später, in Peru.

Dazu später mehr, denn zu Peru gibt es eine Menge zu erzählen.
Bleiben Sie neugierig! Beim nächsten Post geht es dann etwas mehr ins Detail...

Donnerstag, 27. Juni 2013

Mittelamerika Abschluss

Hier mal wieder ein Text aus meinem Buch, der das Kapitel Mittelamerika vorerst zum Abschluss bringt. 
Lest vielleicht vorher noch einmal die letzten Texte zu meinen Reisen von Guatemala nach Costa Rica. Ist ja schon ein bisschen her. 
Hier jetzt ein paar Gedanken, bevor es dann nach Südamerika weitergeht. 


Man mag den Menschen in diesen Ländern unterstellen, daß sie mit Ihrer Lage nur zufrieden sind, weil sie es nicht anders kennen. Dem muß man zwei Argumente entgegenhalten: 
Erstens muß man ehrlicherweise sagen, daß sie bestimmt nicht immer zufrieden sind. Das zu glauben wäre extrem blauäugig. Nicht umsonst arbeiten Tausende Frauen in den USA illegal als Kindermädchen, nicht umsonst versuchen Kinder trotz wiederholter Abschiebung immer wieder über Mexiko in die Staaten zu kommen. Die unglaubliche Menge Obdachloser in amerikanischen Grenzstädten malt ein grauenhaftes und beschämendes Bild. Trotzdem machen diese Menschen so weit als möglich das Beste aus Ihrer Situation. Ich habe Slums in Guatemala und Brasilien gesehen. Nie hat jemand gejammert. Der Stolz und die Mentalität lassen es nicht dazu kommen. Eine Gabe, die uns abgeht. Wir jammern lieber auf hohem Niveau.

Zweitens muß man feststellen, daß die Menschen in sogenannten Entwicklungsländern nicht so unwissend sind wie wir vielleicht glauben. Ein Dorfbewohner im tiefsten Nicaragua weiß vermutlich mehr über die Welt, als ein verwöhnter Amerikaner in Manhattan. Es ist Jahre her, da kam ich an der Karibikküste von Honduras in ein kleines Dorf. Die Menschen waren extrem dunkelhäutig, sie waren die Nachfahren entflohener Sklaven aus dem 18. Jahrhundert. Touristen verirren sich so gut wie nie in dieses Dorf, und nichts deutet darauf hin, daß man sich hier für irgend etwas interessiert was über den eigenen Acker hinausgeht. Ich wurde in eine der Hütten zum Kaffee eingeladen, die Sau wurde vom Sofa verscheucht, und wir kamen ins Gespräch. Der Sohn der Familie war vor Jahren von zu Hause ausgerissen, und war als Schiffsjunge um die halbe Welt getingelt. Die Eltern waren nicht im geringsten verärgert. Im Gegenteil. Von dem Wissen das Sohnemann mit zurückgebracht hatte profitiert heute das ganze Dorf. Das beginnt bei einigen Brocken Englisch, Französisch und Italienisch, geht weiter bei einem recht ausgeprägten Interesse an der europäischen Politik und Wirtschaft, und gipfelte in einer Diskussion über die deutsche Fußballbundesliga. Die Männer trafen sich sogar regelmäßig vor dem einzigen vorhandenen Fernseher, um die Liga zu verfolgen. Sollten Sie einmal in einer Quizshow sitzen, wählen Sie für den Bereich Sport einen Telefonjoker in Honduras! 
Machen Sie also nie den Fehler die Menschen in ärmeren Ländern als Hinterwäldler anzusehen. Eine Gesunde Neugierde ist die Mutter allen Wissens! Nur weil jemand eine Volkstracht trägt muss er nicht von gestern sein. Und auch das ist etwas, das mich an Guatemala und Honduras fasziniert hat. Trotz den fanatischen christlich-spanischen Eroberern, trotz des Genozids während der Kriege, trotz der großen Zeitspanne zwischen den Ursprüngen und der Moderne, trotz all dieser Faktoren ist die Kultur der Maya noch lebendig. Die Menschen vergessen Ihre Wurzeln nicht, ihre Götter, ihre Bräuche. Nur in Deutschland setzt man offenbar alles daran die eigene Sprache, die eigenen Traditionen und Bräuche schnellstmöglich abzuschaffen. Woher das kommt sollen andere klären, ich halte es nur nicht für sinnvoll. Traditionen, Weißheiten, Umgangsformen die über Jahrhunderte gewachsen sind haben meistens einen Sinn. In der Regel dienen sie dem zwischenmenschlichen Miteinander. Wer jetzt sagt „Mensch, der redet wie mein Opa“, der dürfte genau auf dem richtigen Pfad sein. Ich fühle mich dadurch nur bestätigt. Denn meistens haben nur die Alten den Weitblick und die Erfahrung, um solche Phänomene zu erkennen. Und auch bei uns wird die Zeit kommen, in der man Alter (und die daraus resultierende Erfahrung) wieder zu schätzen weiß, in der Menschen nicht als „zu alt“ empfunden werden um mitreden zu können. Was Weisheit angeht, so kann man gar nicht alt genug sein. Neue Trends und wissenschaftliche Errungenschaften sind eine Sache, ein lebenslanger Erfahrungsschatz eine andere. Selbst die Werbung hat das schon erkannt: „Das 24-bändige Lexikon, 300 Euro. Wissen wo es steht, unbezahlbar.“

Ich hatte früher in diesem Buch schon mehrmals meine Erlebnisse in Nicaragua angesprochen. Für mich wurde dieses Land in mehrfacher Hinsicht ein Symbol. Dafür, dass man Menschen nicht sofort aburteilen soll, dafür, dass sich Dinge verändern können. Als ich 1996 zum ersten Mal nach Nicaragua kam war der Bürgerkrieg noch nicht allzu lange vorbei. Gut, das Friedensabkommen war bereits 1988 unterzeichnet worden, aber Papier ist geduldig. Bis sich alte Gewohnheiten – und seien sie noch so unschön – abschleifen, kann es schon mal etwas dauern. Mein erster Eindruck war damals: ein kaputtes Land voller Mißtrauen und Argwohn, in dem die Menschen wenig mehr gelernt haben als eine Waffe zu halten, und niemandem zu trauen. Wo immer ich hinkam waren die Menschen einsilbig, es wurde selten gelacht, und ich hatte permanent das Gefühl, dass man mich schnellstmöglich wieder loswerden wollte. Fast jeder Reisende wußte damals von Überfällen in der Hauptstadt Managua zu berichten, als Fremder ging man mit mehr als einem offenen Auge durch die Straßen. 
Der seltsame Umgang mit den Menschen legte sich natürlich auf die allgemeine Stimmung, und so konnte ich dem Land nur wenig abgewinnen. Die vielen alten, zerstörten und heruntergekommenen Gebäude taten ihr Übriges. Ich hätte dieses Land nie und nimmer als Reiseziel weiterempfohlen. Und das, obwohl Nicaragua wunderschöne Ecken hat. Das habe ich dann eingehender erst knapp zehn Jahre später erfahren, als ich 2005 wieder in diese Ecke der Welt kam. 
Wieder war ich über Guatemala und Honduras nach Nicaragua gekommen, wieder war ich von den Menschen, der Kultur und der Natur dieser beiden Nationen völlig begeistert, und wieder war ich neugierig auf Nicaragua. Diese Neugier sah allerdings etwas anders aus als 1996. Damals hatte ich mein Wissen nur aus Büchern, die nicht unbedingt für einen Urlauber meines Schlages geschrieben waren. Ich wußte vom Krieg, kannte die Eckdaten, war aber noch nie mit Menschen in einer solchen Situation zusammengetroffen. Mittlerweile hatte sich meine Ausgangsposition grundlegend verändert. Ich kannte wieder einmal die Grundsituation aus der Literatur und den Medien, ich hatte aber auch noch meine Erfahrungen vom letzten Mal im Kopf. Je näher ich der Grenze kam, um so intensiver lief dieser neun Jahre alte Film vor meinem inneren Auge ab. Und je öfter ich ihn „sah“ um so größer wurde meine Ungeduld.
War immer noch alles genauso wie damals? War mein Eindruck richtig? Sind die Menschen dort eben einfach so abweisend? Muß man mit dieser Mentalität leben? Ist ein erneuter Trip in dieses Land pure Zeitverschwendung, oder eine Reise zur Erkenntnis?
Ich sollte in jeder Hinsicht positiv überrascht werden. 
Die Menschen waren wie ausgewechselt, die Häuser wieder hergerichtet, der Umgang freundlich. Ich hatte den Eindruck in einem ganz anderen Land gelandet zu sein. Neun Jahre, und alles war anders! Alles und jeder – ohne Ausnahme – hat eine zweite Chance verdient. Das habe ich damals gelernt. Sicher, wenn Ihnen die Alpen oder der Himalaya heute zu steil sind, dann wird das in neun Jahren nicht anders sein. Vielleicht kann Ihnen ein Geologe die Erosionsgeschwindigkeit von Granit und Schiefer erklären. Aber vielleicht gehen Sie nach ein paar Jahren Bedenkzeit unter anderen Vorzeichen über dieses Felsgestein. Geben Sie also nicht nur allem und jedem eine zweite Chance, geben Sie sie auch sich selbst. 
Ich habe Silvester auf der Vulkaninsel Ometepe mitten im Lake Nicaragua verbracht, und mich mit den Einheimischen am Rum betrunken. Ich habe einen völlig vernebelten Vulkan bestiegen ohne das geringste zu sehen, wäre fast auf dem Rückweg mit der Fähre abgesoffen und mußte stundenlang laufen, weil weit und breit nicht der geringste motorisierte Untersatz zu finden war. Und wissen Sie was? Ich möchte keine Sekunden missen und werde in den nächsten Jahren mit absoluter Sicherheit wieder dort hin fahren. Jetzt - nach dem zweiten Mal – kann ich sagen: Nicaragua ist mehr als eine Reise wert! Meine nächste Reise dorthin wird in den wenig erschlossenen Nordostteil gehen. Ups, schon zu viel verraten! Sagen Sie es nicht weiter! Mit ein bißchen Glück laufen wir uns vielleicht dort über den Weg. 

Dienstag, 16. April 2013

Liebe, Tod und Teufel? Oder Armut, Hass und Tod? Und was hat das mit Förmchen zu tun??

Das hier ist kein Kapitel aus meinem Buch!
Das hier sind einfach ein paar Gedanken und Fragen, die mir seit den Anschlägen gestern beim Boston Marathon durch den Kopf gehen, und die natürlich auch irgendwie in Zusammenhang mit meinen Reisen stehen, und mit den Erfahrungen, die ich mit Menschen in aller Welt gemacht habe.
Drum natürlich auch wieder nicht komplett objektiv!

Wer möchte, darf diesen Artikel gerne teilen. Vielleicht ergibt sich ein kleiner Austausch zu der Thematik.


Was ist da eigentlich los in der Welt?
Auf der einen Seite sprechen wir seit Jahren von internationaler Abrüstung, von Annäherung und Dialog.
Auf der anderen Seite entzweihen wir uns wieder.
China und Russland rüsten wieder auf. Der Terror nimmt zu.
Diktatoren stürzen, aber die "befreiten" Länder stürzen weiter - nämlich ins bodenlose Chaos.

Um uns zu schützen machen wir uns das Leben selber zur Hölle.
Oder um es mit Benjamin Franklin zu sagen:
"Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren."

Aber warum das alles? Worum dreht es sich bei Konflikten, Kriegen, Anschlägen?
Es geht doch im Endeffekt immer nur ums Geld.
Man mag den Kampf der Kulturen als Grund anführen, und damit unterschiedliche religiöse Weltbilder.
Aber schlußendlich sind doch auch das nur Vorwände für wirtschaftliche Interessen.
(In naher Zukunft werden wir uns dann wegen des Zugangs zu sauberem Trinkwasser die Köpfe einschlagen, aber das wird wohl noch ein paar Jahre dauern. Oder - ich wage es ja nicht zu hoffen - es wird nicht nötig sein, weil wir alle schlauer werden!)
Schon bei den Kreuzzüge ging es um Handelsrouten und Absatzwege. Die Kreuzritter waren vermutlich die ersten dokumentierten Lobbyisten der Weltgeschichte.

Wer im Gegenzug den Islam als "Religion des Schwertes" bezeichnet vergisst, dasss  bei einem Großteil der genannten Konflikte auf BEIDEN Seiten Menschen des GLEICHEN Glaubens kämpfen! Hier kann es also auch nicht um Missionierung gehen.
Und auch Nordkorea will die Welt bestimmt nicht zum Kommunismus bekehren. Es geht schlichtweg um Flucht aus der Isolation, ohne das Gesicht vor der eigenen Bevölkerung zu verlieren.

Und da ist er, der Teufelskreis:
Kriege werden um Wirtschaftsmacht geführt, aber der wirtschaftlich Mächtige - also der Finanzstarke - kann sich die besseren Waffen leisten.
Terrorismus entsteht aus Unzufriedenheit weil man glaubt, dass das Weltbild des Einen  den Wohlstand des Anderen gefährdet oder verhindert.

Dabei wären die Mittel da, das alles zu verhindern.
Die USA stehen bei Rüstungsausgaben mit jährlich 540 Mrd. Euro an der Spitze.

China hat seine Rüstungsausgaben seit 2006auf gut 80 Mrd. Euro mehr als verdoppelt.
Russlands Militärhaushalt steht derzeit bei rund 55 Mrd. Euro.
Sogar Deutschland lässt sich die Militärausgaben jährlich rund 35 Mrd. Euro kosten.

Die weltweiten Militärausgaben lagen 2011 bei
1,33 Billionen Euro!!!
Bei einer Weltbevölkerung von 8 Mrd. Menschen wären das alleine schon rund 1300 € für JEDEN (!!!) Erdenbürger!



Rechnet man dazu noch die Gelder, die wir bei unsinnigen Aktiendeals, Immobilienblasen etc. ausgeben, dann könnten wir alle herrlich und in Freuden leben.

Wie viele Krankenhäuser, Brunnen, Straßen, Häuser oder Dämme könnte man von diesem Geld bauen, wie viele Felder bewirtschaften, wieviele Krankheiten erforschen und heilen, wie viel Korruption bekämpfen...

Und dabei müssten wir noch nicht einmal an die Reserven gehen.
Wirschaftskrise? ICH BITTE SIE!!!!

Nein, ich bin kein Kommunist! Nein, ich will auch nicht, dass Jedem alles gehört.
Wir leben (zumindest hier bei uns im "Westen") in einer Leistungsgesellschaft.
Wer viel leistet, der darf und soll auch viel verdienen dürfen und vice versa.
Aber muss es sein, das wir unser Geld, und damit unseren Frieden, unseren Wohlstand, unsere Ressourcen im wahrsten Sinne des Wortes verpulvern und verfeuern?

Als Ende 2004 der Tsunami um die Welt rollte war die die Hilfs- und Spendenbereitschaft so groß, dass die Hilfsorganisationen gar nicht wussten, wohin mit dem Geld.
Wie viele weltweite Katastrophen braucht es, damit wir endlich zusammenhalten?

Und: wie wird aus Unzufriedenheit Hass? Ich habe auf meinen Reisen Menschen aus allen möglichen Ländern kennengelernt, habe in Ghettos und Favelas übernachtet, in Trailerparks gegessen, mit Menschen aller Hautfarben gefeiert. Ich war in manchen Gegenden der einzige Weiße weit und breit.
Manchmal brauchte es eine kurze Annäherungsphase, man musste sich kurz beschnuppern, aber am Ende kamen wir immer irgendwie zusammen. Haufarbe oder soziales Standing waren so gut wie nie Thema der Gespräche.
Und über unseren Nachwuchs im Sandkasten will ich gleich gar nicht reden. Denen ist es nämlich auch herzlich egal wie der andere aussieht, Hauptsache er macht seine Sandburg nicht kaputt, oder klaut ihm die Schaufel.
Merken Sie was? Wirtschaftsinteressen!! Solange sich zwei Kinder eine Schaufel und ein Förmchen teilen müssen ist der Zoff vorprogrammiert.
Weil wir das aber wissen bekommt eben jeder sein eigenes Sandkasten-Set.
Und warum geht das nicht bei den Großen??

Dienstag, 9. April 2013

Sicherheitsbedenken? Ach was!

Die andere Seite der Medaille ist leider eine gewisse Sorglosigkeit, die – gepaart mit einer ordentlichen Portion Unwissen – gelegentlich eine recht explosive Mischung ergibt.

Bereits Wochen vor dem Neujahrsfest werden auf den Marktplätzen Knallfrösche, Kracher und Raketen in beängstigenden Mengen verkauft. Dutzende, ja Hunderte von Buden bieten diese Dinger zum Verkauf an. Allein die pure Menge an Sprengstoff die hier lagert kann Einem Angst machen. Was aber noch hinzukommt ist die Sache, daß die Verkäufer in ihren Buden sorglos eine Zigarette nach der anderen rauchen, und sich auch nicht wirklich darum sorgen, wo sie ihre noch glimmenden Kippen hinwerfen. Leider hat es hier schon böse Unfälle mit mehreren Toten und Verletzen gegeben. Ich mache um diese Märkte aus verständlichen Gründen einen großen Bogen.

Eine ähnliche Situation hatte ich am Lago Atitlan in Guatemala. Die kleinen Motorboote die die Dörfer rund um den See verbinden müssen verständlicherweise auch gelegentlich tanken. Eine Tankstelle nach westlichem Verständnis gibt es aber nicht. Was es gibt ist eine Holzbaracke von ca. 20 Quadratmetern, bis unters Dach vollgepackt mit Benzinkanistern aus Kunststoff. Das alleine wäre nicht weiter beängstigend, wenn nicht die ganze Familie – Vater, Mutter, drei kleine Kinder, Großeltern – den ganzen lieben langen Tag in diesen Benzindämpfen sitzen würden, und Papa nicht ebenfalls ein Kettenraucher wäre.

Wer so etwas erlebt, der steht den übertriebenen Sicherheitsanforderungen und Vorsichtsmaßnahmen in Deutschland längst nicht mehr so kritisch gegenüber. Und alle Ärzte haben ein weiteres Argument dafür, daß Rauchen tatsächlich die Gesundheit gefährdet. Man lernt also durchaus nicht nur fremde Bräuche zu schätzen, man weiß auch, was man zu Hause hat.
Wir haben zum Beispiel auch ein recht gut funktionierendes öffentliches Verkehrssystem. Gut, die Chickenbusses in Mittelamerika sind in der Regel pünktlicher als die Fernverkehrszüge der Deutschen Bahn (vorausgesetzt die Straße wurde nicht weggeschwemmt, ist nicht gerade belagert, und die Ziege läßt sich problemlos auf dem Dach anbinden). Dafür gibt es bei uns bequeme Sitze und eine funktionierende Technik. Die meisten Busse in diesen Ländern sind ehemalige amerikanische Schulbusse, und die sind – wie der Name schon sagt – für Schulkinder gebaut. Jeder Mensch über 1,60 Meter wird also die Reise mit den Knien an den Ohren verbringen, vorausgesetzt er hat überhaupt einen Sitzplatz. Eine Bank die für zwei amerikanische Schulkinder ausgelegt ist wird hier schon gelegentlich mit drei ausgewachsenen Menschen und einem Huhn (alternativ: Schwein, Bananenstaude, Mehlsack, etc.) bestückt, und alles was nicht reingeht sitzt auf dem Dach oder hängt an der Außenverkleidung. Die Scheibenbremsen haben ihrem Belag vor Jahrzehnten den Laufpaß gegeben, die Federung spottet jeder Beschreibung, und die Straßen sind eine Aneinanderreihung von Schlaglöchern gegen die jeder europäische Feldweg wie eine Autobahn anmutet. Diese Kombination hat mindestens zwei neue Berufszweige hervorgebracht.

Da wäre der „Stopfer“, der so lange von außen drückt, bis wirklich jeder Millimeter Innenraum genutzt ist und jeder irgendwie im Bus klemmt. („Jeder“ berücksichtigt nicht das gute Dutzend derer, die zusätzlich außen am Bus hängen.) Und dann wäre da noch der „Hammermann“. Besonders auf der Panamericana in Nicaragua wurde ich mehrfach auf ihn aufmerksam. Ungefähr alle zwei bis drei Stunden macht der Bus eine Pause von einer viertel Stunde. Während dieser Zeit kommt ein Mann mit einem gigantischen Vorschlaghammer, und drischt die Federung fachkundig zurück an ihren Platz.

Ähnliches kann man auch im Luftverkehr beobachten. Gut, hier muß niemand auf den Tragflächen sitzen, aber weit davon entfernt ist man nicht. Ich hatte einen Inlandsflug von Guatemala City nach Tikal gebucht, um mir die Mayaruinen anzusehen. Als ich morgens um 4 Uhr vor dem Flughafen stehe weißt mich ein freundlicher Mitarbeiter darauf hin, dass ich zum nationalen Airport müsse. Gut, rein ins Taxi und rüber. Ich bin in der Regel recht geizig was das Taxifahren angeht, aber diesen Flughafen hätte ich ohne meinen Taxifahrer nicht als solchen erkannt: aus dem morgendlichen Nebel erhob sich – mitten auf dem was in Deutschland „Stoppelacker“ heißt – eine zirka 30 Quadratmeter große Baracke. Das Terminal. Das Interieur bestand aus einem Klapptisch Marke Ikea Campingabteilung, und ungefähr 20 Klappstühlen, die ihrem Namen alle Ehre machten. Sie klappten nämlich sofort zusammen wenn jemand versuche sich draufzusetzen. Der Beamte am Tisch war bewaffnet mit mehreren Bögen Pappe, einer Schere und einem Edding. Sie ahnen es, oder?
Richtig: mit der Schere wurden je nach Bedarf diverse rechteckige Pappstücke ausgeschnitten, dann mit dem Edding die Sitzplatz- und Flugnummer aufgemalt, und fertig war der Boardingpass. Nach einer halben Stunde Wartezeit durften wir dann „boarden“. Soll heißen: zu Fuß über den Stoppel… äh, das Rollfeld in Richtung Propellermaschine. Ich kam mir dabei vor wie nach einem Flugzeugabsturz, denn wir liefen durch eine Art Fliegerschrottplatz. Alte Turbinen, (hoffentlich) ausgediente Propeller, Höhenruder, etc. Alles was das Herz des passionierten Flugzeugbastlers begehrt. Und an Bord wurde es nicht viel besser. Es handelte sich um eine kleine Turbo-Prop mit links und rechts je einer Sitzreihe. Man muß nicht oft geflogen sein um zu wissen, wie es in einem Flugzeug aussieht. Die Beschriftungen für Notausgänge, Schwimmwesten, Klapptische usw. sind meistens in der Landessprache und in Englisch. Hier nicht! Das fröhliche guatemaltekische Sprachmemory hatte Deutsch, Italienisch, Englisch, Russisch, Spanisch und Französisch im Angebot. Schon faszinierend, aus was man alles Flugzeuge bauen kann! Wäre hinten in der Maschine ein Dixie-Klo gestanden, es hätte mich nicht mehr weiter überrascht.


Der Start verlief dann überraschend entspannt, und der Flug über die Baumwipfel des Dschungels war ein Traum. Nur seltsam, dass die Tür zum Cockpit nicht richtig schloß, und immer wieder aufklappte. Noch seltsamer, dass es zog. Die Lüftung über mir war aus, weil kaputt. Woher kam also dieser kontinuierliche Luftzug? Als die Tür das nächste Mal aufschwang bekam ich die Lösung präsentiert. Und das ist jetzt keine Stammtischgeschichte aus dem Reich der Gebrüder Grimm. Der Pilot hatte das Seitenfenster aufgeklappt, den Ellbogen in guter alter Mantafahrer-Manier aufgestützt, und rauchte eine.
Ich habe selten so gelacht. Gleichzeitig habe ich mich allerdings geärgert, dass ich meinen Fotoapparat nicht greifbar hatte. Seit damals fliege ich noch entspannter, als ich das sowieso schon immer mache. (Ich hatte mehr Schiss, als Jahre zuvor bei einem Flug mit Aeroflot nach Moskau plötzlich die Stuhllehnen von zwei unbesetzten Sitzen ohne Vorwarnung nach hinten krachten. Da sucht man dann unweigerlich nach lockeren Schrauben bei Material und Mannschaft.)

Und:
Ich habe mich nie wieder über das öffentliche Verkehrswesen in Deutschland beschwert. (Doch, einmal: ich durfte wegen Überfüllung nicht mehr in einen Linienbus einsteigen. In Mittelamerika hätten da locker noch 40 Mann hineingepaßt!) 




Dienstag, 5. März 2013

Weiter durch Mittelamerika

Alleine die Reise von Deutschland nach Guatemala war ein Erlebnis.
Es hatte damals, im Dezember 1996, noch so gut wie keinen Schnee gegeben. Klar, dass Frau Holle irgendwann das Sitzfleisch ordentlich gejuckt hat, und sie etwas nachzuholen hatte. Und wie immer wenn Frauen der Putzfimmel packt flogen ordentlich die Fetzen. Das Unternehmen Zukunft, besser bekannt als „Die Bahn“ hätte wohl schon früher einen Blick in die Zukunft werfen sollen, die Schienen wären vielleicht frei gewesen. Der Zeitpunkt meiner Ankunft am Frankfurter Flughafen viel dann auch exakt auf die offizielle Abflugzeit meiner Maschine, die mich über Madrid nach Guatemala City bringen sollte. Mein panischer Spurt zum Check-In Schalter war aber ebenso überflüssig wie die hektischen Flecken auf meinem Gesicht. Wegen der völlig zugeschneiten Start- und Landebahnen herrschte gepflegtes Chaos, und der Flug war erstmal auf unbestimmte Zeit nach hinten verschoben.

In den folgenden fünf Stunden sollte ich lernen, wie viel Spaß man an einem Flughafenterminal haben kann, wenn man die richtigen Menschen trifft. Seit gut zwei Stunden saßen dort mehrere langhaarige Typen Mitte 20 auf ihren Rucksäcken, und warteten auf ihren – also meinen – Flug. Und nachdem die meisten Reisenden irgendwie vom selben Schlag sind saßen wir recht schnell zusammen, plauderten über vergangene und zukünftige Reisen, über Erlebnisse, eben über das, was ich Ihnen in diesem Buch berichte, ergänzt durch solche Geschichten, die ein Verlag niemals in einem Buch drucken würde. Wenn Sie die erleben wollen, dann müssen Sie sich schon selbst auf den Weg machen. Kurz und gut, wir hatten sehr lange sehr viel Spaß, und dank des Duty-Free-Shops auch sehr viel Wodka. Den Passagieren nebenan hatte man per Durchsage mitgeteilt, dass sie in einer viertel Stunde (nach vier Stunden Wartezeit) nun doch an Bord gehen könnten. Zehn Minuten später hatte ich eine Wette, und damit eine Flasche Wodka gewonnen. Unsere Nachbarn durften nämlich nicht boarden, sie durften heimgehen. Ihr Flug war dann doch noch komplett storniert worden.

Meine Wodkaflasche und ich hatten da etwas mehr Glück. Mit fast sechs Stunden Verspätung waren wir dann doch noch in der Luft Richtung Madrid. Skol!

Fazit: wir Deutschen sind zwar nicht gerade die größten Komiker, man kann aber auch durchaus seinen Spaß haben, wenn man stundenlang an einem Flughafen festsitzt.

Ich kann auch Menschen nicht verstehen die sich beklagen, weil ihr Heimflug sich um mehrere Tage verschiebt. Das soll ja immer wieder vorkommen wegen Überbuchungen, Flugausfällen etc.
Niemand kann Ihnen daraus einen Strick drehen. Es ist nicht Ihre Schuld. Genießen Sie doch einfach die geschenkte Zeit.
In (fast) jeder Situation kann man irgendwie das Beste draus machen.

Das nächste Abenteuer wartete in Form einer Taxifahrt vom Flughafen in Guatemala City nach Antigua Guatemala. Antigua ist die ehemalige Hauptstadt, außerdem Weltkulturerbe, und um ein vielfaches ruhiger und sicherer als Guatemala City. Diesen Luxus bezahlt man mit etwas mehr Tourismus, und einer abenteuerlichen Fahrt. Ich hätte natürlich auch den Bus nehmen können, aber wenn man am Silvesterabend hinter ihnen den Flughafen absperrt, und alle um Sie herum mit selbst gebastelten Böllern werfen, dann geben Sie auch Fersengeld!

Außerdem hatte ich schon in New York gelernt mich mit Taxifahrern anzulegen, und war meiner Sache recht sicher. Meiner Sache, nicht meines Lebens. Denn das Taxi bestand zum größten Teil aus Rost. Marke, Modell und Baujahr waren nicht zu erkennen, Windschutzscheibe und Sicherheitsgurt nicht vorhanden ebenso wenig wie ein Schloss für den Kofferraumdeckel. Deutsche TÜV-Beamte würden nach diesem Anblick 14 Tage Vollpension in der örtlichen Psychiatrie buchen.

Die Fahrt war dann auch genauso abenteuerlich wie das Gefährt selbst. Der Mann am Steuer holte alles raus, 80 km/h! Was bei Schlaglöchern von der Größe einer Wildsau, und dem ebenso saumäßigen Fahrstil der anderen Verkehrsteilnehmer durchaus eine Erfahrung ist. Allerdings, so chaotisch das auf den ersten Blick anmuten mag, und so sehr der Griff zur Hupe bei den einheimischen Autofahrern offensichtlich schon ins Erbgut gemeißelt ist – irgendwie scheinen diese Leute im Straßenverkehr mehr Rücksicht aufeinander zu nehmen als wir das mit unseren hochgezüchteten PS-Boliden tun. Mit einer Einschränkung: Fußgängerjagd erfreut sich dort ebensolcher Beliebtheit wie anderswo Fussball, Cricket und die Fuchsjagd. Die Gesundheitsfanatiker werden es nicht gerne hören, aber ein Spaziergang ist nicht immer gesund.

In Antigua angekommen war ich dann spontan um zwei weitere Erfahrungen reicher. Erstens: offensichtlich hatte die gesamte westliche Welt beschlossen hier ins neue Jahr zu feiern. Und zweitens: eine Zimmerreservierung bringt hier ungefähr so viel wie High Heels auf dem Mount Everest. Hier gilt die Devise „first come, first served.“ Und scheinbar waren wirklich alle vor mir da, inklusive der Importeure deutscher Freundlichkeit. Während ein ergrautes deutsches Ehepaar noch einen freundlich lächelnden Hotelbesitzer rund machte (Stichwörter: Unverschämtheit, Anwalt, Reiseleitung, nie wieder, etc.)kam ich mit einem anderen Einheimischen ins Gespräch. (Wenn man das bei meinen rudimentären Spanischkenntnissen so nennen kann.) Das Ergebnis: zehn Minuten später saßen wir bei einem Bier zusammen, weitere zwanzig Minuten später fuhr mich ein befreundeter Taxifahrer kostenlos zu seinem Schwager. Und der brachte mich zu einem Spottpreis im Notquartier seiner Pension unter.

Wir schreiben uns also dick und fett ins Merkheft: nicht motzen und meckern, sondern reden und zuhören. Das funktioniert meistens, kostet weniger Zeit und Nerven und öffnet viele Türen. Die Tür zum Pensions-Schwager (seinen Namen habe ich leider vergessen) hatte ich scheinbar sperrangelweit aufgestoßen. Denn der hat die komplette Silvesternacht mit mir gefeiert, und mit einer Engelsgeduld versucht mir die nötigsten Brocken Spanisch beizubringen. Und was soll ich sagen? Es hat funktioniert. 


Unterm Strich hatte ich also eine schöne und billige Unterkunft die ich so nie bekommen hätte, eine lustige Silvesternacht mit Einheimischen (die man sonst auch schwer bekommt), jede Menge zu trinken für umsonst, erstklassige Informationen aus erster Hand, einen Grundstock an Spanisch, und einen Taxifahrer, der mich auch am nächsten Tag noch gratis kutschiert hat. Noch Fragen?

Bevor Sie sich also das nächste Mal – nicht nur im Urlaub - über etwas aufregen, denken Sie an Ihren Kreislauf, die vergeudete Zeit, und die vertanen Möglichkeiten.

Und etwas Anderes fällt mir bei den Stichwörtern Meckern und Silvester ebenfalls noch ein. Beim Bereisen dieser Länder wird einem die Armut der Menschen an jeder Ecke deutlich. Im Vergleich zu Deutschland oder Mitteleuropa leben diese Menschen am absoluten Existenzminimum. Der Essensplan reicht über Reis mit Bohnen und Weizentortillas nicht hinaus. Trotzdem sieht man kaum jemanden mit einem miesepetrigen Gesicht herumlaufen. Das Gegenteil ist der Fall. Man konzentriert sich nicht – wie es bei uns so häufig der Fall ist – auf das Negative.
Man versucht eher sich an den schönen Dingen des Lebens festzuhalten. Gefeiert wird daher oft und ausgiebig. Speziell an Silvester ist mir das aufgefallen. Auch wenn noch so wenig Geld da ist, Knallfrösche und Raketen fliegen bis weit in den Januar hinein täglich durch die Luft. Jetzt wird gefeiert, lassen wir es krachen.

Gut, eine andere Seite der Medaille gibt es natürlich auch.
Darüber reden wir beim nächsten Mal...

Donnerstag, 7. Februar 2013

Zwischen Krieg und Kultur, Maya und Moneten – Mittelamerika


Sie können sich gar nicht vorstellen was man alles zu hören bekommt, wenn man mit diesem Plan an die Öffentlichkeit geht.
„Amerika war toll, als nächstes gehe ich nach Mittelamerika.“
„Bist Du wahnsinnig? Da sind doch die ganzen Drogenver-käufer!... Oder?... Das ist doch da?“ „Ja genau, da ist doch dauernd irgendeine Revolution oder ein Bürgerkrieg.“
„Und im Dschungel lebt lauter giftiges Viechzeug! Das überlebst Du nie!“ „Kann ich dann Deine CD-Sammlung haben?“ „Ich geh schon mal Lösegeld sammeln.“ „Außerdem sind das ja alles Dritte-Welt-Länder. Kriegst Du da überhaupt was zu essen?“

Ich habe es zwar nicht nötig mich ob meiner Reiseziele zu rechtfertigen, trotzdem scheint eine Erklärung für alle Mitglieder der Vorurteilsfraktion angebracht.
Zunächst einmal: die Sache mit den Drogen stimmt zwar zum Teil. Wenn Sie aber als regulärer Reisender – in, sagen wir Guatemala – tatsächlich etwas vom Drogenkrieg mitbekommen sollten, dann haben Sie schon extremes Pech! Wenn Sie nach Einbruch der Dunkelheit in einer deutschen Großstadt am Hauptbahnhof unterwegs sind, sind Sie vermutlich mehr gefährdet, als irgendwo in einem dieser Länder. Mein Tipp für Abenteurer, versuchen Sie Frankfurt, Hamburg oder Mannheim.

Zweitens: streng genommen müsste man zwischen Zentralamerika und Mittelamerika unterscheiden.
Unter Zentralamerika fasst man in der Regel die Staaten Belize, Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica und Panama zusammen. Das kommt daher, dass diese Staaten (ausgenommen Belize und Panama) nach der Kolonialherrschaft der Spanier die „Zentralamerikanische Konföderation“ bildeten.
Zusammen mit Mexiko und den Karibischen Inseln spricht man dann von Mittelamerika. Aber das nur am Rande, für alle die nicht wissen, von welcher Gegend wir hier sprechen, und für diejenigen, die sich noch etwas eingehender mit der Geschichte dieser Ecke der Welt befassen möchten.

Giftige Tiere – oder solche die es gern wären – haben in der Regel mehr Angst vor dem Menschen als umgekehrt. Die Chance auf entsprechende Exemplare zu treffen ist relativ gering, zumal es Gegenden auf diesem Planeten gibt in denen sich Giftspritzer aller Couleur bei weitem häufiger zum Stammtisch treffen, als die Mittel- und Südamerikanischen Dschungel-gebiete.
Außerdem: was gibt es faszinierenderes als Tiere in freier Wildbahn. Die Dschungelgegenden Mittelamerikas bieten reichlich davon, und Costa Rica beheimatet die höchste Biodiversität überhaupt. Sie können jeden Zoo vergessen, wenn sie einmal ein paar Tage in diesem grünen Paradies verbracht haben. (Der Begriff grüne Hölle ist mir bis heute unbegreiflich. Schließlich kann der Dschungel als solches wohl kaum etwas dafür, dass Menschen meinen, sich dort über den Haufen schießen zu müssen.)
Und wo wir gerade beim Schießen sind. Dieses Argument war tatsächlich nicht ganz fehl am Platze. Als ich 1996 zum ersten Mal in Guatemala war, war das Friedensabkommen, das nach 35 Jahren den Bürgerkrieg beenden sollte, gerade in Kraft getreten. Die Geschichte bewaffneter Auseinandersetzungen in Mittelamerika ist wichtig und hilfreich, wenn man diese Gegend der Welt besucht. Ich möchte an dieser Stelle aber nicht ins Detail gehen, was den Bürgerkrieg (unter anderem) in Guatemala, seine Verantwortlichen, seine über 200.000 Toten und über eine Million Flüchtlinge angeht. Kriege entstehen meiner Meinung nach fast ohne Ausnahme aufgrund von Dummheit, die sich hinter dem Deckmantel der Politik versteckt. Es gibt genügend Quellen, die sich mit der Geschichte, den Umstürzen, den politischen und wirtschaftlichen Querelen dieses Landes befassen. Machen Sie sich selbst ein Bild.
Tatsache ist: wenn ich heute Berichte über Guatemala lese – Drogen, Kriminalität, Armut, Wirtschaftskrise – dann würde ich aufgrund dieser Informationen bestimmt nicht dort hin fahren. Wenn man aber weiß, dass sich all das größtenteils in der Hauptstadt Guatemala City abspielt (wirklich ein nicht ganz ungefährliches Pflaster), dann kann man das restliche Land entspannt bereisen. Guatemala gehört für mich mit zu den schönsten Ländern die ich (mehrfach) bereist habe. Und die indigene Bevölkerung hat Aufmerksamkeit mehr als nötig!

Ähnliches gilt für Nicaragua. Die Stichworte Contras, Sandinisten, Ortega oder Somoza können die Meisten spontan Nicaragua zuordnen. Hier war es allerdings schon ganze acht Jahre her (1988) dass das Friedensabkommen unterzeichnet war, und 1990 hatten die ersten demokratischen Wahlen stattgefunden. Dennoch hatte ich in Nicaragua damals mehr als irgendwo anders ein seltsames Gefühl. Eine Aura von Misstrauen und Aggression lag in der Luft. Man sollte aber auch hier nicht generell alle Menschen eines Landes, und daraus resultierend alle Länder einer Region über einen Kamm scheren, denn vieles hat sich in der Zwischenzeit geändert. Aber der Reihe nach…

Montag, 21. Januar 2013

Von Hippies, Nazis und Grizzlies

Die amerikanischen Nationalparks erfreuen sich weltweiter Bekanntheit. Es gibt kaum jemanden, der noch nie vom Grand Canyon, oder vom Monument Valley gehört hat. Es mag zwar nicht verwunderlich sein, dass es in einem Land wie den USA Orte gibt, die schwer ohne Auto zu erreichen sind (bzw. ohne jemanden, der einen in seinem Auto ein Stück mitnimmt). Dass in dieser Autofahrernation aber gewisse Orte – bezüglich der Beschilderung – völlig übergangen werden, sorgt dafür schon für einige Verwunderung. Die Rede ist vom Monument Valley. Die Navajo sind – aufgrund weitestgehend bekannter geschichtlicher Begebenheiten – nicht besonders gut auf die Amerikaner im Allgemeinen zu sprechen. Daher haben Sie wohl beschlossen das Monument Valley unter eigener Regie als Nationalpark zu führen, und die erwirtschafteten Einnahmen ebenfalls selbst zu verwalten. Grund genug für die Amerikaner, dieses Naturwunder beschilderungstechnisch totzuschweigen. Gefunden habe ich es aber trotzdem. Oder, besser gesagt, ich habe die mit 150 Meilen am nächsten gelegene Greyhoundstation in Farmington erreicht. Und hier beginnt eine der bizarrsten Tramp-Etappen, an die ich mich erinnern kann.

Ein homosexueller Navajo mit seinem Pick-Up fragt mich nach ein paar Minuten, ob ich mit ihm Cowboy und Indianer spielen möchte. (Ja, es gibt auch schwule Indianer.) Ich lehne freundlich aber bestimmt ab, Thema erledigt, er nimmt mich noch ein Stück mit bevor er abbiegt. An der nächsten Tankstelle mitten in der Prärie gabelt mich ein alter Mexikaner auf. Sein Wagen fällt fast auseinander, ebenso wie sein Mobile Home und die kompletten anderen Wohnwagen in dem Trailerpark zu dem er mich bringt. Er stellt mich seiner kompletten Familie, den zwei Frauen, den sieben Kindern und was weiß ich wem noch alles vor, und ich bekomme etwas zu essen. Die Menschen sind zwar freundlich, und die wüstenartige Landschaft um den „Shiprock“ benannten Felsen traumhaft, trotzdem will ich weiter. Und in dem Moment als ich mich wieder an die Straße stelle muss ich ein Wurmloch durchschritten haben, oder die Zeit um gut 25 Jahre zurückgesprungen sein.

Es hat gut 38 Grad, die Luft flimmert, und die Straße führt endlos gerade aus bis zum Horizont. Und genau aus diesem flimmernden formlosen Streifen inkarniert plötzlich ein monströses Wohnmobil, das irgendwann einmal weiß gewesen sein muss. Die Federung hat wohl schon bessere Zeiten gesehen, das Teil schwankt gemütlich die Straße entlang, und bleibt direkt vor meiner Nase stehen. Die Tür öffnet sich, und aus einer Rauchsäule heraus grinsen mir zwei Augen und eine breite Zahnreihe entgegen. „Wohin?“ „Monument Valley.“ „Peace Bruder, steig ein.“ Gut, die Richtung stimmmte, und alles andere war ja erstmal nebensächlich. Und da war ich: es war 1969, und wir waren auf dem Weg nach Woodstock. Anders kann es nicht gewesen sein. Das ganze Wohnmobil bestand aus Federn, Farben, Glöckchen, Perlen, Greateful Dead Plakaten, zwei Hunden, und drei Hippies.
Ein dicker Kerl (so dick, dass es eigentlich schon zwei waren), komplett in Batikkleidung hinter dem Lenkrad.
Ein drahtiger Mexikaner (die Zähne und die Augen vom Anfang) Marke Speedy Gonzalez, und Aimee. Und was soll ich sagen, Aimee sah aus wie eine Aimee eben aussieht wenn sie auf dem Weg nach Woodstock ist. Schlanke Erscheinung im Batikkleid, vermutlich nichts drunter, po-lange braune Haare mit Blümchen, und Pupillen, bei denen ich nicht wissen wollte in welcher Farbe sie mich gerade wahrnahm.
Der Dampf kam zu einem Teil davon, dass Aimee gerade Rührei mit Speck zubereitete, zum anderen Teil von der imposanten Haschpfeife des Fahrers. Nachdem mir nun Speedy (ich habe keine Ahnung wie er wirklich hieß) seine sämtlichen Kostbarkeiten wie Glaskugeln, Federn, indischen Krimskrams und so weiter gezeigt hatte, die Hunde gefüttert waren, und die beiden Fahrer die eigentlich einer waren (oder anders herum) ihre Pfeife fertig geraucht hatten gab es Rührei und Kaffee für alle.
Ich habe keine Ahnung wie lange ich in dieser Zeitblase des Jahres 1969 festsaß (es hätte gerne noch länger sein dürfen, die drei waren einfach zu genial). Jedenfalls mussten sie irgendwann abbiegen, und ich trat durch die Tür des Wohnmobils hinaus, zurück ins Amerika von heute, nur noch wenige Kilometer vom Monument Valley entfernt.


Können Sie sich erinnern, wie ich weiter vorne in diesem Buch das Reisen mit einem guten Essen verglichen habe? Das hier ist so ein Moment gewesen, der für das ganz besondere Aroma sorgt. Es gibt eine ganze Menge Reiseerlebnisse, an die ich mich erinnern kann, als wäre es gerade eben erst passiert. Dieses gehört ohne Zweifel zu den Favoriten, schon alleine wegen diesen drei ganz speziellen Typen, und der Atmosphäre die sie versprühten.
Und ich war ja immer noch nicht da. Es müssen noch ungefähr 20 Kilometer bis zum Monument Valley gewesen sein. Während ich an der Straße entlanglaufe hält neben mir ein leerer Bus. Die Tür ist wegen der Hitze geöffnet, und der Fahrer – ein Navajo – grinst mich an. Woher ich komme? Deutschland. Er grinst noch mehr. Das Land mit den hübschen Frauen! Wo ich hin will? Monument Valley. Ich soll einsteigen.

Während wir fahren erklärt er mir, dass er mit diesem Bus Touristen morgens ins Valley bringt, und abends wieder zurück zu den Hotels oder Busterminals. Er hätte gleich so eine Ahnung gehabt, dass ich kein Amerikaner sei, denn dann hätte er mich überhaupt nicht mitgenommen, und wenn, dann nur gegen bare Münze. (Hatte ich das Verhältnis der Navajo zu den Amerikanern schon erwähnt? Ich denke doch.) Wir reden und reden, und bis ich es richtig merke fahren wir schon auf die Eingangsschranke zum Valley zu. Ich soll mich klein machen, damit mich sein Kollege draußen nicht sehen kann. Und wieder einmal bin ich umsonst (ohne zu bezahlen, nicht umsonst!) wo hineingekommen. Er zeigt mir wo ich zelten kann und sagt mir wann ich morgen wieder da sein soll, um mit ihm zurück in die nächste Ortschaft zu fahren.

Wieder einmal war ich fast mehr von den Menschen fasziniert, als von der atemberaubenden Landschaft. Ich habe dann aber trotzdem irgendwo etwas in eine Spendenkasse geworfen. Das war es mir wert!

Amerika ist tatsächlich ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Die Vielfalt an Typen, die Weite der Landschaften, die Menge der Erlebnisse die man von dort mitbringt ist unglaublich. Teilweise auch der Mangel an Wissen.
Man hört diese Geschichten immer wieder, und ich konnte es nicht glauben, bis sie auch mir passiert sind. Zum Beispiel die Frage ob Hitler noch lebt, und was er zwischenzeitlich so treibt. Ja, sie wurde mir gestellt! Ob die „German Autobahn“ tatsächlich ein 1000 Kilometer langer Speedstrip von Hamburg nach München ist (gut, dieses Missverständnis sei verziehen). Oder, ob ich wüsste was eine CD ist. Es ist müßig, einem Amerikaner zu erklären, dass die CD in Deutschland entwickelt wurde. Er würde es nicht verstehen.
Ich habe im Gegenzug dazu nicht verstanden, dass es sich bei diesem Land zwar um die weltweite Militärmacht Nummer eins handelt, man aber im Kaufhaus seines Vertrauens immer noch die gute alte Wäschemangel angeboten bekommt.
Ein junger Mann fragte mich an einem Busbahnhof in Kalifornien, wo ich herkomme. Ich sagte, „ungefähr 9000 Kilometer östlich von hier.“ Seine Antwort: „Ach, New York!“
Lachen oder weinen? Ich weiß es nicht.

Aber es gibt auch immer wieder diese Momente, die einem einen wohligen Schauer über den Rücken jagen.

Im Yosemite Nationalpark lief eine Grizzly-Mama mit ihrem Jungen keine 20 Meter von mir entfernt durch den Wald. Nicht ganz ungefährlich, aber dafür unvergesslich. Den Planeten kochen zu sehen, und zu merken, auf was für einem Feuerball man lebt eröffnet im Yellowstone Nationalpark ungeahnte Erkenntnisse. Und wenn dann noch eine ganze Bison-Herde auf Armlänge an einem vorbeizieht, dann hat der Tag einen sicheren Platz in den „Best Moments in Life“. Die vielen Menschen, die mich ohne weiteres in ihren Autos mitgenommen, oder zum Essen eingeladen haben. Diejenigen, auf deren Grundstück ich mein Zelt aufbauen durfte, oder die mich zum Essen eingeladen haben, weil sie meine Geschichte hören wollten.

Die Momente, in denen man das Alleinsein zu schätzen lernt wie damals, als ich nachts mitten in der Wüste von Nevada lag, nur mit dem Schlafsack auf dem Steinboden, und ein Rudel Coyoten postkartenverdächtig den Vollmond anheulte. Den Moment als ich mir nicht sicher war, ob das Ding da über mir nur eine langgezogene Wolke ist, oder tatsächlich die Milchstraße, die sich von einem Horizont zum anderen quer über den ganzen Himmel zieht. Oder der Tag, an dem ich vor Faszination erstarrt eine Stunde fast bewegungslos am Nordrand des Grand Canyon saß, und mich einfach nicht satt sehen konnte.
Es gibt viele solcher Momente, und allein ihre Aufzählung könnte ein ganzes Buch füllen. (Habe ich erzählt, wie ich in Moab / Utah vergeblich nach einem Briefkasten für meine Postkarten gesucht habe? Man erklärte mir, dass die Menschen hier unglaubliche Angst vor Briefbomben hätten, und dass ich meine Ansichtskarten schon direkt zum Postbüro tragen müsse.)
Einige dieser Momente verstecken sich über die Jahre irgendwo im Ablagefach des Langzeitgedächtnisses, um Platz für Neues zu machen. Zum geeigneten Moment kommen sie aber unter Garantie wieder hervorgekrochen.


Da gibt es allerdings etwas worauf mir fast täglich im Fernsehen die Nase gestoßen wird. Haben Sie sich bei den diversen US-Serien nicht auch schon immer gefragt, warum da jeder jeden kennt? Der Sheriff die Ärztin, die Ärztin den Hausmeister der Grundschule, der Hausmeister den Bürgermeister, und der wiederum ist der Liebhaber der Ärztin, die eigentlich mit dem Besitzer des Tante-Emma-Ladens verheiratet ist. Wie realistisch! Nun, es ist tatsächlich so. Sieht man mal von der Handvoll Ballungszentren ab (also Ostküste, Teile der Westküste und die Hochburgen der Automobilindustrie um Detroit), dann leben unsere amerikanischen Freunde in der tiefsten Provinz. Da ist man spießig, fromm und konservativ (zumindest vorne rum), hält die Welt brav für eine Scheibe, und schert sich einen ***** um das, was im Nachbarstaat geschieht.

Orte wie Manhattan, Las Vegas oder Los Angeles geben dem Wahnsinn zwar einen Namen, haben eine unglaubliche Anziehungskraft und einen scheinbar unerschöpflichen Schatz an Superlativen. Trotzdem müssen Sie nicht so weit reisen, nur um ein paar überdimensionierte Leuchtreklamen im Betondschungel zu sehen. Gut, es ist ihre Entscheidung. Mein Antrieb weiterhin auf diese Art zu reisen waren die Menschen die ich getroffen habe, die unglaubliche Weite und der Einfallsreichtum der Natur, und die Möglichkeit alles ganz ungestört zu erleben. Ich hatte mir die Krankheit eingefangen, für die es keine Pille und keine Impfung gibt – das Reisefieber.

Amerika ist vielleicht EIN Land, aber nicht zwingend DAS Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ist die Neugier einmal geweckt, dann steht einem die Welt offen.
Und diese Neugier führte mich als nächstes nach Mittelamerika.

Montag, 7. Januar 2013

Wir waren ja gerade bei Gefahrensituationen...

Wo wir gerade bei Gefahrensituationen sind: woran erinnert Sie die Bezeichnung „vorausschauendes Fahren“?

Mich erinnert das immer an meine Führerscheinstunden. Damals hat mir mein Fahrerlehrer erklärt, dass es wichtig ist, nicht nur den Verkehr direkt vor der eigenen Motorhaube zu beobachten, sondern auch den weiter vorne.
Nun, in Kalifornien habe ich gelernt, dass es auch so etwas wie „vorausschauenden Zeltbau“ gibt.

Ich hatte zwei Tage in Santa Barbara verbracht, und war auf dem Weg weiter Richtung Monterey. Heute baue ich mein Zelt oder meine Hängematte meistens irgendwo an einem unbeobachteten Fleck im Grünen auf, damals (schließlich stand ich am Anfang meiner ersten großen Reise) habe ich noch brav nach Campingplätzen gesucht. So auch auf der Zwischenstation in einer Ortschaft Namens Pismo Beach, einem Surfer El Dorado, wie man mir sagte. Der Campingplatz war völlig überbelegt, keine Chance mehr für mein kleines Kuppelzelt. Allerdings ist es in Pismo Beach erlaubt, am Strand zu zelten, und das hat durchaus seinen Reiz. Wäre da nur nicht die Tatsache, dass es nachts um zehn bei fast völliger Dunkelheit extreme Schwierigkeiten macht, ein Zelt so aufzubauen, dass es nicht völlig versandet! Ich hätte in dieser Nacht wohl auf weniger Sand gebissen, wenn ich einfach nur in meinen Schlafsack übernachtet hätte. Allerdings hätte ich bestimmt auch noch nassere Füße bekommen! Ein Nachteil der vielen Urlaube am Gardasee war, dass ich von Gezeiten und Tidenhub so viel Ahnung hatte wie ein Pinguin vom Tennisspielen. Fasziniert vom menschenleeren Strand und der Weite des Ozeans baute ich mein Zelt keine fünf Meter vom Wasser entfernt auf.

Sie können sich denken was kommt. Als ich am nächsten Morgen langsam aus meinen sandigen Träumen erwachte, stand das Wasser schon im Vorzelt und war dabei, meine Schuhe zu putzen. Hätte ich mein Zelt nur einen Meter weiter westlich aufgebaut – die Träume wären nicht nur sandig, sondern extrem feucht geworden.
Ich hatte nur Glück, dass der tote Seelöwenbulle ein paar Meter weiter nicht auch noch in mein Zelt gespült wurde. Der Geruch macht nicht wirklich Lust auf Frühstück.
Wenn Sie also zu den Gezeiten-Unerfahrenen gehören, dann wissen Sie jetzt, was ich mit „vorausschauendem Zeltbau“ meine.

Das Frühstück gab es übrigens trotzdem. Ein Mann hat mir vor seiner Haustür eine Tasse Kaffee angeboten, und während wir über seinen letzten Aufenthalt in Europa geplaudert haben hat mich seine Nachbarin mit frischen Erdbeeren versorgt. Wenn Amerikaner nicht gerade irgendwelche Vorschriften beachten müssen, sind sie unglaublich freundlich – auch wenn sie einen am nächsten Tag schon wieder vergessen haben.

Was ich nie vergessen werde, das ist mein Aufenthalt in San Francisco. Zum Einen, weil es für meine Begriffe wirklich eine der schönsten US-amerikanischen Städte ist. Durch die hügelige Landschaft wirkt die Stadt nicht ganz so künstlich angelegt wie viele andere, es gibt viele unterschiedliche Viertel, eine wunderschöne Umgebung, und die Menschen sind – so habe ich es jedenfalls in Erinnerung – großartig. Noch tiefere Eindrücke (im wahrsten Sinne des Wortes) hat aber der Wunsch hinterlassen, aus den USA echte Cowboystiefel mitzubringen. Wobei das Finden des richtigen Ladens und der eigentliche Kauf wirklich das Geringste waren. Ich hatte mir aber in den Kopf gesetzt, die neuen Treter ausgerechnet in der hügeligsten Stadt der USA einzulaufen! Wer schon einmal Cowboystiefel eingelaufen hat kann sich vorstellen, dass meine Füße und Zehen nach einem kompletten Wandertag durch San Fran am Abend ganz schön geschunden waren. Gut, so viel Dummheit gehört aber auch bestraft.
Für den Weg zum San Francisco Brewhouse in der Nähe des Coit Tower (wenn ich mich recht erinnere) habe ich dann doch wieder die bewährten Trekkingstiefel benutzt. Wenn man einem Franken erzählt, dass es in Amerika auch wirklich gutes Bier gibt, dann ist ein Feldversuch geradezu Pflicht, egal wie sehr die Füße schmerzen! Und es hat sich wieder einmal doppelt gelohnt. Einerseits weil das San Francisco Brewhouse dutzende wirklich leckerer Biere aus sämtlichen amerikanischen Staaten anbietet.
Andererseits weil ich gelernt habe nicht alles zu glauben, was man mir erzählt. Und damit meine ich jetzt nicht nur die Aussage „In Amerika gibt´s kein vernünftiges Bier“. Je mehr sie reisen, je mehr sie nachforschen und sich interessieren, umso mehr werden sie feststellen, dass viele gängige Meinungen nur auf Vorurteilen und Missverständnissen beruhen. Denken Sie an die Haie. Alles menschenfressende Bestien, oder? Aber dazu später mehr.

Ach ja, und wo wir gerade bei Bier waren. Es liegt natürlich an Ihnen, sich entsprechenden lokalen Gepflogenheiten anzupassen, oder es zu lassen. Sollten Sie sich aber unwohl fühlen wenn Sie von einem kompletten Restaurant angestarrt werden, dann empfehle ich Ihnen, in Salt Lake City möglichst kein Bier zu bestellen. In der Mormonen-Hauptstadt ist das wohl eher unüblich. Ich habe mein Bier zwar bekommen, allerdings musste der „Barkeeper“ dafür erst diverse Schränke durchsuchen, und konnte sich seinen Nimm-es-und-geh-Blick nur schwer verkneifen. Ich habe diese Begebenheit Jahre später einem befreundeten Amerikaner erzählt. Sein Kommentar: „Wenn Du mit langen Haaren, einem Ohrring, und außerdem unrasiert in Salt Lake City ein Bier bestellst, dann halten die dich womöglich für einen Massenmörder.“ Vorurteile gibt es also überall auf der Welt. Oder anders ausgedrückt: es gibt kulturelle Eigenheiten die einem noch so widersinnig erscheinen mögen. Lieber einmal mehr informiert, und man kommt mit fast jedem gut aus.

Je mehr ich unterwegs war, desto öfter bot sich mir auch die Gelegenheit möglichst sparsam voranzukommen. (Vielleicht gab es diese Gelegenheiten vorher auch schon, ich habe sie nur nicht erkannt.)
Ich wollte zu den Cliff Dwellings auf der Mesa Verde. Uralte Steinbauten auf einem Tafelberg mitten in den Bergen um Durango. Nach Durango zu kommen war Dank Greyhound und mittlerweile ausgereifter Trampererfahrung kein Problem. Was mir mehr Sorgen bereitet hat war die Tatsache, dass in dieser gebirgigen Gegend kaum Menschen, geschweige denn Autos unterwegs waren, mit denen ich die restlichen 60 Kilometer bis zur Mesa Verde überbrücken konnte. Aber auch hier war die Hilfe nicht weit. Im Hostel von Durango lernte ich eine Amerikanerin kennen, die selbst mit dem Auto auf der Durchreise war, und sich am nächsten Tag die Mesa Verde ansehen wollte. Dazu kam, dass Sie versehentlich eine Art Familieneintrittskarte für den Nationalpark gekauft hatte, und mich deshalb umsonst mitgenommen hat. Wir haben den kompletten Tag gemeinsam verbracht, sind durch den Park gewandert, haben Führungen durch die Felsbauten unternommen, und haben am Abend gemeinsam auf einem Felsvorsprung gegessen.
Einziges Problem: sie hatte vergessen mir zu sagen, dass sich 14 Tage vorher ein Stinktier in ihr offen stehendes Auto verirrt hatte, und beim Anblick von so viel weichen Polstern offensichtlich dem Liebesrausch verfallen ist. Es war zwei Wochen her, und im Auto stank es nach wie vor erbärmlich!
Nicht von ungefähr kommt meine Marotte, mein Zelt immer zu schließen, selbst wenn ich mich nur fünf Meter wegbewege.
Einige Wochen später sollte sich das bezahlt machen, als einer dieser schwarzhaarigen Stinker in der Nähe von Carlsbad (hier habe ich die Carlsbad Caverns mit ihrer riesigen Fledermauskolonie besucht) direkt auf mein Zelt zuhielt, sich dann aber für das Nachbarzelt entschied, weil hier der Eingang offen war. Ich habe selten so erfolglos versucht, mir das Lachen zu verkneifen. Sollten Ihre Kinder also wieder mal vergessen haben die Tür zu schließen, versuchen Sie es mit dieser Geschichte.