Grund genug, um an meine erste Tour durch Südamerika zurückzudenken.
Ich weiß es noch, als wäre es gerade gestern gewesen. 1 Uhr nachts in Rio de Janeiro, das Thermometer zeigt 32 Grad, der Alkoholpegel ist auch nicht gerade niedrig, und ich taumle von der Copacabana in Richtung meiner Unterkunft.
Ein paar Stunden vorher war ich in Rio gelandet, der Carneval war gerade vorbei, überall lagen Teile ausgedienter Sambakostüme an den Straßenecken und ich atmete die feuchte, schwere Luft dieser großartigen Stadt. Der Taxifahrer hatte mich übers Ohr gehauen weil ich vom Flug zu müde war um zu protestieren, mein Backpacker Hostel lag aber nur zehn Minuten zu Fuss von einem der wohl bekanntesten Strände der Welt.
Es dauerte keine zwei Minuten, und ich war mit anderen Reisenden im Gespräch. Die üblichen Fragen nach dem woher und wohin, wie lange schon und wie lange noch. Bis einer zu mir sagte: "Komm, wir gehen vor an den Strand auf nen Caipi."
Zwei Fehler habe ich an diesem Abend gemacht. Der erste war, dieses Gesöff zu unterschätzen! Denn der Caipirinha in Brasilien ist nichts anderes als ein bis zum Rand gefülltes Glas mit Zuckerrohrschnaps, und ein Schnipselchen Limette.
Gut, ich habe es überlebt.
Fehler Nummer zwei, und das ärgert mich bis heute:
mein neuer bekannter Fragte mich, ob ich am nächsten Tag mit zum Fussball gehen möchte. Ein paar der Backpacker hatten nämlich beschlossen, sich ein Spiel im Maracana Stadion anzusehen. Ich lehnte ab, weil ich mich zum Einen wenig für Fussball begeistern kann, und zum anderen nicht gleich am ersten Tag mein Geld zum Fenster rauswerfen wollte.
Gut - haben Sie schon einmal Bilder aus dem Maracana Stadion gesehen. Das größte Fussballstadion der Welt (bei seiner Fertigstellung bot es Platz für rund 200.000 Menschen) ist eine gigantische Party! Sambatrommeln überall, eine Stimmung, die sofort auf alles und jeden übergreift, ein einziger Glückstaumel! Dieses Erlebnis habe ich mir entgehen lassen, weil ich "keinen Bock auf Fussball" hatte.
Es ärgert mich bis heute, dass ich mir die paar Reales gespart habe. Man muss auch mal etwas neues ausprobieren, auch wenn man der Sache kritisch gegenüber steht. Den Versuch ist es meistens wert. Das gilt für den Besuch von Sportveranstaltungen genau so, wie für die Theater- oder Opernaufführung, die strategische Vorbereitung eines Kundengesprächs, oder die Wahl des Urlaubsziels.
Meinungen und Auffassungen verändern sich mit der Zeit, Menschen verändern sich, ja ganze Länder, wie ich am Beispiel von Nicaragua bereits beschriebe habe. Also nur Mut, halten Sie nicht an festgefahrenen Gewohnheiten fest! Und vor allem sollte man sich auch ab und zu einfach mal etwas gönnen. Das trägt zum eigenen Wohlbefinden bei, und damit zu einem entspannteren Miteinander.
Ich habe mir dann später noch einiges gegönnt. Zum Beispiel den Hubschrauberflug über die Iguacu-Wasserfälle. Eine absolut spontane, aber richtige Entscheidung. Ich war am Tag zuvor in Iguacu angekommen, und hatte mit meiner Hängematte ganz in der Nähe der Fälle übernachtet.
Hätten die Moskitos nicht durch den dünnen Stoff hindurch ein Festmahl auf meinem Rücken gefeiert, es wäre eine der tollsten Nächte meines Lebens gewesen. Das brachiale Donnern der Wasserfälle, die feuchte Luft, das Kreischen der Vögel, Nasenbären die neugierig in meinem Rucksack wühlen, der Rauch meines Lagerfeuers. Gut, da kann man einen juckenden Rücken durchaus verschmerzen.
Ich bin dann den ganzen Tag an den Fällen entlang gewandert. Es war einer dieser Momente, in denen auch der letze Realist anfängt sich zu Fragen, welche höhere Macht hier Architekt gespielt hat. Und als ich mir gerade die Frage stellte, wie sich das ganze wohl von oben gesehen darstellt, da war der Helikopterflug auch schon gebucht. Es war teuer, ja. Aber die Bilder die sich in meinen Kopf eingegraben haben, sind unbezahlbar und auf ewig mein!
Mit diesem Hintergrund können Sie überall punkten. Wenn Sie ihrem Gegenüber (egal ob einem Geschäftskunden oder einem Freund oder Verwandten) etwas verkaufen wollen, dann wird seine Frage immer sein: "Was kostet mich das, was habe ich davon, und geht das nicht billiger?" Und je klarer Sie den Nutzen beschreiben können, je beständiger und je außergewöhnlicher dieser ist, desto schneller wird
ihr Gesprächspartner bereit sein zu investieren, Zeit, Energie, Geld, was auch immer.
Die Ausblicke von dort oben waren jedenfalls so unglaublich, dass ich mir im Laufe dieser Reise noch einen weiteren Flug gegönnt habe, noch einmal die Welt aus der Schöpferperspektive sehen wollte, viel später, in Peru.
Dazu später mehr, denn zu Peru gibt es eine Menge zu erzählen.
Bleiben Sie neugierig! Beim nächsten Post geht es dann etwas mehr ins Detail...
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