Gefahren und Entbehrungen
Man kann schon fast die Uhr danach stellen. Jedes mal wenn ich von einer vergangenen oder einer geplanten Reise erzähle dauert es keine 30 Sekunden bis mindestens eine der beiden Fragen fällt: „Aber ist das denn nicht unheimlich gefährlich?“ oder „Da musst Du doch auf ganz schön viel verzichten, oder?“
Ich möchte mit der Verzichtsfrage beginnen. Zunächst einmal: man MUSS überhaupt nichts!
Wir sprechen hier immer noch von Freizeitgestaltung, davon, etwas zu erleben. Die Welt kennen zu lernen. Davon, Spaß zu haben und etwas mitzunehmen. Und auch davon, ein klein wenig vom Gewöhnlichen abzuweichen.
Dieses Buch handelt NICHT von Askese und dem Erreichen einer höheren Bewusstseinsform durch zwanghaftes Fasten oder schmerzhafte Entbehrungen. Sie, und nur Sie, entscheiden, was Sie tun oder lieber lassen möchten, wie hoch oder niedrig die Luxusschwelle anzusiedeln ist, bis wohin es eine Erfahrung ist, und wo es anfängt weh zu tun.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie für die Übernachtung mit Zelt und Schlafsack geschaffen sind, dann probieren Sie es aus. Leihen Sie sich von Bekannten ein kleines Zelt samt Schlafsack und Isomatte, schnappen Sie sich einen Gaskocher und fahren Sie für eine Nacht auf einen Campingplatz ins Grüne. Genießen Sie die frische Luft, die Geräusche, die komplette Atmosphäre. Wenn Sie sich am nächsten Morgen nicht mehr rühren können, und die alte Eiche für Ihre grazilen Bewegungen im Wind beneiden, dann ist es an der Zeit zu überlegen, ob sie das öfter tun möchten, oder ob Sie in Zukunft doch lieber im Gästehaus oder im Wohnmobil schlafen sollten. Wie gesagt, es soll ja schließlich noch Spaß machen.
Niemand zwingt Sie zu etwas. (Denken Sie vielleicht auch über eine Hängematte nach. Extrem bequem, rückenschonend, und Sie wiegen sich selbst in den Schlaf.)
Die meisten anderen so genannten Entbehrungen sind meistens nur Gewohnheiten die wir ungern ablegen. Müssen wir alle zehn Minuten unsere e-mails abrufen? Müssen wir jeden Abend vor der Glotze verbringen, müssen wir jeden Meter mit dem Auto fahren? Müssen wir immer und überall übers Handy erreichbar sein? Alles in sozialen Netzwerken kommentieren, und jedem mitteilen, dass wir am Klo sitzen und schwarze Socken tragen?
Zugegeben, ich mag all diesen Luxus mit seinem Sinn und Unsinn, und möchte im alltäglichen Leben nicht mehr darauf verzichten. Es macht vieles so viel einfacher. Wenn ich das Mobiltelefon abends zu Hause vergesse frage ich mich die ganze Zeit, wer jetzt wohl gerade versuchen könnte mich zu erreichen. Wenn ich spontan Lust habe auszugehen und Freunde zu treffen, dann poste ich es im Netz.
Sobald ich aber meinen Rucksack schultere und das alles hinter mir lasse merke ich, dass es – zumindest für eine bestimmte Zeit – auch ohne geht. Ganz ehrlich, manchmal lassen wir uns von all dem Kram schon ganz schön stressen.
Sie werden merken, dass Sie viel entspannter sind, wenn Sie nicht dauernd erreichbar sind, und sich ganz auf sich selbst konzentrieren können. Mann kann sich diese permanente Erreichbarkeit recht schnell abgewöhnen. Früher ging es doch auch.
Wirkliche Entbehrungen wie Wasser- oder Nahrungsmangel, unzureichende medizinische Versorgung, Grenzgänge körperlicher Belastbarkeit etc. muss man heutzutage nur noch in Betracht ziehen, wenn man sich wirklich bewusst ins Extreme begibt. Sollten Sie eine Alleinbesteigung eines 8000ers, eine Wüstendurchquerung, eine Solo-Weltumsegelung oder eine Expedition zum Nordpol planen, dann können Sie über wirkliche Entbehrungen nachdenken.
Es geht hier nicht darum, zu überleben. Es geht um das erleben!
Und das bringt mich auf die Frage über Gefahren:
Dazu mehr beim nächsten Mal!
Die Welt ist ein Dorf. Wir haben so viele Möglichkeiten. Zu Lernen. Zu Leben. Zu verstehen. Es ist so einfach...
Freitag, 19. Oktober 2012
Donnerstag, 11. Oktober 2012
Keine Zeit zu Reisen - Fortsetzung
Und weiter geht´s... Wer den letzten Post noch nicht gelesen hat, der sollte das vorher tun. Das hier knüpft unmittelbar an
Eine längere Reise vor oder nach der Ausbildung anzutreten macht also durchaus Sinn.
Nach der Einführung der Studiengebühren kommt nämlich zwischenzeitlich doch ein nicht unbeachtlicher finanzieller Aspekt dazu, wenn man sich während des Studiums ein Jahr oder ein Semester Auszeit nimmt. Das ließe sich wohl am ehesten noch durch ein Auslands-Semester realisieren. Ob hier allerdings der Aspekt des Reisens noch gegeben ist wage ich in den meisten Fällen zu bezweifeln. Allerdings kann ich das nicht aus eigener Erfahrung sagen. Ich kenne Studenten, die für zwei Semester in die USA gegangen sind, und nicht mehr als das unmittelbare Umfeld der jeweiligen Universitätsstadt gesehen haben. Ein anderes Beispiel ist das eines guten Freundes von mir. Im Rahmen seines Geographiestudiums hat er mehrfach Südamerika bereist, war im tiefsten Dschungel, auf den höchsten Andengipfeln und wochenlang mit dem Kanu auf dem Amazonas unterwegs. Er hat im Zelt und in Höhlen übernachtet, hat Freundschaften mit Einheimischen geschlossen und war in Gegenden, die wohl kaum ein normaler Tourist je zu sehen bekommt. Mittlerweile ist er zum x-ten Mal für Wochen auf einer Forschungsstation in Ecuador um dort seine Doktorarbeit zu schreiben. Das ist keine trockene Theorie, das ist erlebtes Wissen. Es gibt bestimmt genug Studenten, die hier gerne aus dem Nähkästchen plaudern, und bei denen man sich einen Eindruck von möglichen Auslandssemestern verschaffen kann. Information ist alles!
Was die Thematik Ausbildung und Reisen angeht liegt mir noch eine Sache am Herzen die ich hier kurz anreißen möchte. Ich stelle mit einigem Befremden fest, dass die Diskussion um Eliten und Eliteuniversitäten in Deutschland immer wieder aufs Neue angekurbelt wird. Jeder der einmal für längere Zeit studiert hat weiß, dass unser Unisystem dringend überarbeitet werden muß. Und es steht auch völlig außer Frage, dass besonders talentierte Menschen gefördert werden sollten. Ob es aber tatsächlich förderlich ist Kindern und Jugendlichen auf den entsprechenden Internaten und Unis von Anfang an einzuimpfen, dass sie zur „Elite“ gehören halte ich für extrem fraglich. Aus gemachter Erfahrung kümmert sich diese herangezogene Elite leider Gottes meistens nur um sich selbst, um den eigenen Standard, den eigenen Geldbeutel, die eigene Karriere. Was „die da unten“ so treiben bleibt für sie meist im Verborgenen. Zur Elite wird man nicht erzogen, man wächst über Jahre und Jahrzehnte durch erbrachte Leistungen und Denkschemata in sie hinein. Elite ist für mich jemand, der die Welt versteht, der über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede bescheid weiß, der sich der Mängel und auch der Vorzüge bewußt ist, der versucht etwas zu bewegen. Wie bitteschön soll jemand die Vorgänge in unserer Welt verstehen wenn er sie zwar bereist, aber immer nur die Schokoladenseite sieht? Wie soll er oder sie die Not von Menschen, Völkern, ja ganzen Ländern verstehen, wenn er sie nie gesehen hat? Wie kann man über eine Nation urteilen, wenn man nur die Golfplätze, die exklusiven Shoppingmeilen und die Sternerestaurants kennt, die sich vielleicht nur ein Bruchteil der dort lebenden Menschen leisten kann? Wie kann man es sich erlauben über die Arbeitsplätze, das Wohl oder Übel tausender Menschen zu entscheiden, wenn man die Situation nicht kennt in die sie das bringt? Wie kann es sein, dass ach so weit entwickelte Nationen den wirtschaftlichen Fortschritt über das Wohlergehen von ganzen Volksgruppen stellen, Menschenrechtsverletzungen hinnehmen, nur damit das Bruttosozialprodukt fleißig weiter wächst?
In vielen sogenannten Eliteschmieden werden viel zu oft Menschen herangezogen, deren einzige Sorgen darin bestehen, dass der neue Weinjahrgang schlechter ist als der letzte, dass die neue Rolex-Kollektion auch nicht mehr das ist, was sie mal war, und dass das Green auf dem Golfplatz nicht richtig gemäht war. Bitte, ich versuche in diesem Buch generell Vorurteile abzubauen. Ich mag in der Vergangenheit an die falschen Leute geraten sein, aber das ist das Bild, das ich von unserer sogenannten Elite bekommen habe.
Wäre es nicht geschickter die Menschen „das Leben“ zu lehren, als ihnen einzureden sie seien etwas Besseres?
Ich schreibe dieses Buch nicht, um Politik zu machen, aber einer meiner ehemaligen Vorgesetzten hatte folgenden Wahlspruch: „Wenn Du glaubst jemand zu sein hast Du aufgehört jemand zu werden.“ Ich persönlich nutze jede Gelegenheit um „jemand zu werden“. Denken Sie mal darüber nach.
Was die Thematik Ausbildung und Reisen angeht liegt mir noch eine Sache am Herzen die ich hier kurz anreißen möchte. Ich stelle mit einigem Befremden fest, dass die Diskussion um Eliten und Eliteuniversitäten in Deutschland immer wieder aufs Neue angekurbelt wird. Jeder der einmal für längere Zeit studiert hat weiß, dass unser Unisystem dringend überarbeitet werden muß. Und es steht auch völlig außer Frage, dass besonders talentierte Menschen gefördert werden sollten. Ob es aber tatsächlich förderlich ist Kindern und Jugendlichen auf den entsprechenden Internaten und Unis von Anfang an einzuimpfen, dass sie zur „Elite“ gehören halte ich für extrem fraglich. Aus gemachter Erfahrung kümmert sich diese herangezogene Elite leider Gottes meistens nur um sich selbst, um den eigenen Standard, den eigenen Geldbeutel, die eigene Karriere. Was „die da unten“ so treiben bleibt für sie meist im Verborgenen. Zur Elite wird man nicht erzogen, man wächst über Jahre und Jahrzehnte durch erbrachte Leistungen und Denkschemata in sie hinein. Elite ist für mich jemand, der die Welt versteht, der über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede bescheid weiß, der sich der Mängel und auch der Vorzüge bewußt ist, der versucht etwas zu bewegen. Wie bitteschön soll jemand die Vorgänge in unserer Welt verstehen wenn er sie zwar bereist, aber immer nur die Schokoladenseite sieht? Wie soll er oder sie die Not von Menschen, Völkern, ja ganzen Ländern verstehen, wenn er sie nie gesehen hat? Wie kann man über eine Nation urteilen, wenn man nur die Golfplätze, die exklusiven Shoppingmeilen und die Sternerestaurants kennt, die sich vielleicht nur ein Bruchteil der dort lebenden Menschen leisten kann? Wie kann man es sich erlauben über die Arbeitsplätze, das Wohl oder Übel tausender Menschen zu entscheiden, wenn man die Situation nicht kennt in die sie das bringt? Wie kann es sein, dass ach so weit entwickelte Nationen den wirtschaftlichen Fortschritt über das Wohlergehen von ganzen Volksgruppen stellen, Menschenrechtsverletzungen hinnehmen, nur damit das Bruttosozialprodukt fleißig weiter wächst?
In vielen sogenannten Eliteschmieden werden viel zu oft Menschen herangezogen, deren einzige Sorgen darin bestehen, dass der neue Weinjahrgang schlechter ist als der letzte, dass die neue Rolex-Kollektion auch nicht mehr das ist, was sie mal war, und dass das Green auf dem Golfplatz nicht richtig gemäht war. Bitte, ich versuche in diesem Buch generell Vorurteile abzubauen. Ich mag in der Vergangenheit an die falschen Leute geraten sein, aber das ist das Bild, das ich von unserer sogenannten Elite bekommen habe.
Wäre es nicht geschickter die Menschen „das Leben“ zu lehren, als ihnen einzureden sie seien etwas Besseres?
Ich schreibe dieses Buch nicht, um Politik zu machen, aber einer meiner ehemaligen Vorgesetzten hatte folgenden Wahlspruch: „Wenn Du glaubst jemand zu sein hast Du aufgehört jemand zu werden.“ Ich persönlich nutze jede Gelegenheit um „jemand zu werden“. Denken Sie mal darüber nach.
Zurück zum Thema. Ich war bei Auslandssemestern stehen geblieben. Hier mußte ich wie gesagt auf Erzählungen aus zweiter Hand zurückgreifen.
Ähnlich wenig Bezug habe ich zu Reisen in der Rente.
Auf meine Hochzeitsreise werde ich später noch mehr eingehen. Für den Moment nur so viel:
Vor einigen Jahren lernte ich in Peru ein Paar aus der Schweiz kennen. Die beiden waren auf ihrer einjährigen Hochzeitsreise. Sechs Monate davon verbrachten Sie mit dem Rucksack auf ihrer Reise durch Südamerika. Die zweiten sechs Monate wollten Sie für ein Entwicklungshilfeprojekt in Peru arbeiten. Für viele mag sich das nicht mit der Vorstellung einer romantischen Hochzeitsreise decken. Dazu sei gesagt: es gibt wahrscheinlich nichts romantischeres als sein Zwei-Mann-Zelt unter dem sternenklaren Andenhimmel aufzubauen, und Machu Picchu bei Sonnenuntergang zu erleben. Und das ist nur eine von vielen Varianten, die sich bieten. Die beiden waren glücklich, und absolut überzeugt von dem was sie da taten. Nichts anderes zählt.
Und für die Rentner: ein ehemaliger Nachbar war regelmäßig monatelang nicht zu sehen. Irgendwann habe ich ihn beim Basteln in seiner Garage erwischt. Er war gerade dabei seinen Geländewagen zu überholen, das Faltboot zu prüfen und die Wassertanks auszuwaschen. Er stand kurz vor einer mehrmonatigen Reise mit seiner Frau durch den Maghreb und weiter ans Meer. Der Mann hatte einen Tatendrang, der schon fast unheimlich war. Als er mir sein Alter verriet musste ich schlucken. Ich hätte ihn knapp 15 Jahre jünger geschätzt.
Der richtige Zeitpunkt für mich mag der falsche für Sie sein. Ich habe meine Träume, Sie haben Ihre. Egal – leben Sie sie!
Freitag, 5. Oktober 2012
Keine Zeit zu Reisen? Ach was!!!!
Der richtige Zeitpunkt
Wie schreibt man über etwas, dass es nicht gibt? Über den richtigen Zeitpunkt. Mehrere leere Seiten in diesem Buch würden sich weder optisch besonders gut machen (außer vielleicht man würde sie farblich gestalten, aber dann wären Sie nicht mehr leer), noch wäre Ihnen als Leser damit geholfen.
Wie schreibt man also über dieses Kuriosum, diese in der heutigen Zeit zum Mysterium verkommenen Bezeichnung. Richtige Zeitpunkte gibt es offensichtlich nur noch für Aktiendeals, Marketingstrategien, Jobbewerbungen und für den Zug zur Arbeit. Wenn Babys nicht zum richtigen Zeitpunkt auf die Welt kommen leitet man die Geburt künstlich ein…
Moment, diese Parallele ist nicht einmal schlecht, denn irgendwie müssen Sie Ihren persönlich richtigen Zeitpunkt schlichtweg dann einleiten, wenn Sie es für richtig halten.
Es wird immer Gründe geben, um zu Haue zu bleiben. Die Gallenoperation von Onkel Herbert, die Küche, die mal wieder tapeziert werden müsste, der wöchentliche Stammtisch, das Staffelfinale der Lieblingsserie, die Prüfung auf der Uni. Manches mehr und manches weniger wichtig. Wie wichtig, das müssen Sie selbst entscheiden. Solange Sie lediglich über eine Reise im normalen Urlaubsausmaß - also bis zu vier Wochen – nachdenken, sollte die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt auch kein all zu großes Problem sein. Dieses Problem stellt sich erst, wenn es für länger als einen Monat weggehen soll, Zeitraum nach oben offen.
Für manche ist der richtige Zeitpunkt für eine längere Reise die Zeit zwischen Schule und Bundeswehr, zwischen Bund und Uni, oder zwischen dem Universitätsabschluss und dem Einstieg in den Job. Andere verlegen die Traumreise praktischerweise in die Flitterwochen, und schlagen so zwei Fliegen mit einer Klappe. (Wenn es hinterher Nachwuchs gibt waren es sogar drei!) Wieder andere unterbrechen zwischenzeitlich das Studium, nehmen ein Jahr Auszeit vom Job (ein so genanntes „Sabbatical“), oder sie gehören zu den ganz Mutigen und kündigen schlichtweg. Und zu guter letzt gibt es da auch noch die Rentner, die auf ihre alten Tage noch die Welt erkunden. Udo Jürgens hatte Recht! Mit 66 Jahren…
Wer noch vor der Ausbildung steht steckt häufig in einem Dilemma. Man befindet sich in den besten Jahren was körperliche Fitness angeht, ist neugierig, voller Tatendrang und möchte die Welt sehen. Wenn also nicht jetzt, wann dann, fragen sich viele. Dass einem in diesem Alter die Geldscheine nicht bündelweise aus den Taschen quellen ist nebensächlich, das hatte ich weiter oben schon erwähnt. Was einen viel mehr ins Grübeln bringt sind die Vorstellungen des Umfelds.
Zum Einen die Vorurteile gegenüber fremden Ländern, die man aber mit etwas weltoffenem Denken schnell beseitigen kann. Zum Anderen aber die Vorstellungen der meisten Eltern und der Gesellschaft von einem geregelten Leben. Nach der Schule (bzw. Bundeswehr, Zivildienst o.ä.) sollte man doch schließlich schnellstmöglich eine Ausbildung machen und sich dem Ernst des Lebens widmen. Einerseits eine vollkommen überholte Formulierung, denn ohne eine gehörige Portion Humor kommt man heute nicht sehr weit. Andererseits auch eine zum Glück überalterte Vorstellung. Denn wer reist erweitert seinen Geist und seine Aufnahmefähigkeit, wird offen für ungewöhnliche Denkweisen, unkonventionelle Problemlösungen, arbeitet später ruhiger und effektiver, kann mitreißen und motivieren, vertraut aufgrund gemachter Erfahrungen auf die eigenen Fähigkeiten und lässt sich eher auf neue Herausforderungen ein. Selbst im bürokratischen Deutschland hat sich mittlerweile bei vielen Personalchefs herumgesprochen, dass es nicht nur auf das theoretische, mit Stempel und Abschlusszeugnis belegte Wissen ankommt, sondern darauf, wie fest jemand im Leben steht, wie er Situationen einschätzen kann, und welche – auch nicht berufsspezifischen - Erfahrungen er mitbringt.
Und wie könnte man besser solche Erfahrungen machen als durch selbständiges Reisen. Wo sonst lernt man innerhalb kürzester Zeit die unterschiedlichsten Typen und Mentalitäten kennen, wo kommt man öfter in die Situation die verschiedensten Probleme selbständig lösen zu müssen. Und wo sonst kann man derart an eigenen Erfolgen (und auch Misserfolgen) wachsen.
Ich gehe jede Wette ein: wenn ein Personalchef die Wahl zwischen zwei Bewerbern hat, die eine ähnliche Abschlussnote vorweisen können: derjenige mit dem schlechteren Abschluss und einer guten Portion Weltsicht und Menschenkenntnis wird den Streber mit Abschluss in Rekordzeit problemlos übertrumpfen. Reisen ist keine vergeudete Zeit. Man lernt mit jeder Minute, jedem Kilometer, jedem Gespräch und jedem Problem dazu. Ein Prüfungszertifikat hierfür wäre unbezahlbar.
Ich habe es weiter oben schon einmal geschrieben: Schlau ist nicht der, der alles weiß, sondern der, der das Richtige weiß. Nutzen Sie diese Chance!
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Wie schreibt man über etwas, dass es nicht gibt? Über den richtigen Zeitpunkt. Mehrere leere Seiten in diesem Buch würden sich weder optisch besonders gut machen (außer vielleicht man würde sie farblich gestalten, aber dann wären Sie nicht mehr leer), noch wäre Ihnen als Leser damit geholfen.
Wie schreibt man also über dieses Kuriosum, diese in der heutigen Zeit zum Mysterium verkommenen Bezeichnung. Richtige Zeitpunkte gibt es offensichtlich nur noch für Aktiendeals, Marketingstrategien, Jobbewerbungen und für den Zug zur Arbeit. Wenn Babys nicht zum richtigen Zeitpunkt auf die Welt kommen leitet man die Geburt künstlich ein…
Moment, diese Parallele ist nicht einmal schlecht, denn irgendwie müssen Sie Ihren persönlich richtigen Zeitpunkt schlichtweg dann einleiten, wenn Sie es für richtig halten.
Es wird immer Gründe geben, um zu Haue zu bleiben. Die Gallenoperation von Onkel Herbert, die Küche, die mal wieder tapeziert werden müsste, der wöchentliche Stammtisch, das Staffelfinale der Lieblingsserie, die Prüfung auf der Uni. Manches mehr und manches weniger wichtig. Wie wichtig, das müssen Sie selbst entscheiden. Solange Sie lediglich über eine Reise im normalen Urlaubsausmaß - also bis zu vier Wochen – nachdenken, sollte die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt auch kein all zu großes Problem sein. Dieses Problem stellt sich erst, wenn es für länger als einen Monat weggehen soll, Zeitraum nach oben offen.
Für manche ist der richtige Zeitpunkt für eine längere Reise die Zeit zwischen Schule und Bundeswehr, zwischen Bund und Uni, oder zwischen dem Universitätsabschluss und dem Einstieg in den Job. Andere verlegen die Traumreise praktischerweise in die Flitterwochen, und schlagen so zwei Fliegen mit einer Klappe. (Wenn es hinterher Nachwuchs gibt waren es sogar drei!) Wieder andere unterbrechen zwischenzeitlich das Studium, nehmen ein Jahr Auszeit vom Job (ein so genanntes „Sabbatical“), oder sie gehören zu den ganz Mutigen und kündigen schlichtweg. Und zu guter letzt gibt es da auch noch die Rentner, die auf ihre alten Tage noch die Welt erkunden. Udo Jürgens hatte Recht! Mit 66 Jahren…
Wer noch vor der Ausbildung steht steckt häufig in einem Dilemma. Man befindet sich in den besten Jahren was körperliche Fitness angeht, ist neugierig, voller Tatendrang und möchte die Welt sehen. Wenn also nicht jetzt, wann dann, fragen sich viele. Dass einem in diesem Alter die Geldscheine nicht bündelweise aus den Taschen quellen ist nebensächlich, das hatte ich weiter oben schon erwähnt. Was einen viel mehr ins Grübeln bringt sind die Vorstellungen des Umfelds.
Zum Einen die Vorurteile gegenüber fremden Ländern, die man aber mit etwas weltoffenem Denken schnell beseitigen kann. Zum Anderen aber die Vorstellungen der meisten Eltern und der Gesellschaft von einem geregelten Leben. Nach der Schule (bzw. Bundeswehr, Zivildienst o.ä.) sollte man doch schließlich schnellstmöglich eine Ausbildung machen und sich dem Ernst des Lebens widmen. Einerseits eine vollkommen überholte Formulierung, denn ohne eine gehörige Portion Humor kommt man heute nicht sehr weit. Andererseits auch eine zum Glück überalterte Vorstellung. Denn wer reist erweitert seinen Geist und seine Aufnahmefähigkeit, wird offen für ungewöhnliche Denkweisen, unkonventionelle Problemlösungen, arbeitet später ruhiger und effektiver, kann mitreißen und motivieren, vertraut aufgrund gemachter Erfahrungen auf die eigenen Fähigkeiten und lässt sich eher auf neue Herausforderungen ein. Selbst im bürokratischen Deutschland hat sich mittlerweile bei vielen Personalchefs herumgesprochen, dass es nicht nur auf das theoretische, mit Stempel und Abschlusszeugnis belegte Wissen ankommt, sondern darauf, wie fest jemand im Leben steht, wie er Situationen einschätzen kann, und welche – auch nicht berufsspezifischen - Erfahrungen er mitbringt.
Und wie könnte man besser solche Erfahrungen machen als durch selbständiges Reisen. Wo sonst lernt man innerhalb kürzester Zeit die unterschiedlichsten Typen und Mentalitäten kennen, wo kommt man öfter in die Situation die verschiedensten Probleme selbständig lösen zu müssen. Und wo sonst kann man derart an eigenen Erfolgen (und auch Misserfolgen) wachsen.
Ich gehe jede Wette ein: wenn ein Personalchef die Wahl zwischen zwei Bewerbern hat, die eine ähnliche Abschlussnote vorweisen können: derjenige mit dem schlechteren Abschluss und einer guten Portion Weltsicht und Menschenkenntnis wird den Streber mit Abschluss in Rekordzeit problemlos übertrumpfen. Reisen ist keine vergeudete Zeit. Man lernt mit jeder Minute, jedem Kilometer, jedem Gespräch und jedem Problem dazu. Ein Prüfungszertifikat hierfür wäre unbezahlbar.
Ich habe es weiter oben schon einmal geschrieben: Schlau ist nicht der, der alles weiß, sondern der, der das Richtige weiß. Nutzen Sie diese Chance!
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Montag, 1. Oktober 2012
Hummer oder Burger?
Reisen ist wie Essen: wenn Sie auf die Schnelle etwas zwischen die Kiemen brauchen, dann holen Sie sich einen Burger im Fast-Food-Restaurant. Der macht schnell satt, ist unkompliziert in der Handhabung, und schmeckt überall auf der Welt gleich.
Wenn Sie Gaumenfreuden möchten, dann wählen Sie das Restaurant mit Bedacht, lassen sich die Spezialitäten des Tages beschreiben, und wählen auch einmal etwas, das Sie noch nicht kennen. Vielleicht gestaltet sich das Menü etwas kompliziert, die Auswahl dauert etwas länger. Aber Sie genießen den Verdauungsspaziergang hinterher, empfehlen das Essen und das Restaurant weiter, und werden sich auch nach Jahren noch an diesen Genuss erinnern. Nicht zu vergessen die neidischen Blicke Ihrer Bekannten, wenn Sie von diesem einzigartigen Aroma der Soße schwärmen!
Läuft Ihnen das Wasser schon in Sturzbächen im Munde zusammen? Der Vorteil beim Reisen ist, dass man den Hummer oft schon zum Preis des Burgers bekommt, will sagen: der 08/15 Urlaub im Clubhotel an einem austauschbaren Strand ohne besondere Eindrücke ist oft massiv teurer als die exotische Erlebnistour, von der Sie noch in 30 Jahren erzählen werden.
Und Sie werden nicht nur deswegen so lange davon erzählen, weil die Reise an sich absolut unglaublich war. Sie werden sich auch den Respekt Ihrer Freunde und Bekannten verdienen, indem Sie denen Fakten und Eindrücke näher bringen, die sonst gerne unter den Tisch fallen.
Je mehr Sie reisen, umso mehr werden Sie eines feststellen:
Schlau ist nicht der, der alles weiß, sondern der, der das Richtige weiß.
Im Zeitalter von Internet und Kabelfernsehen setzen wir uns tagtäglich einem Bombardement von Halbwissen aus, dass zumeist nur konsumiert, und nicht hinterfragt wird. Bei jeder Meldung in den Fernsehnachrichten machen wir eine Blitzreise an den Ort des Geschehens, beklagen im Zeitraffer die Opfer, verteufeln die Gegner. Klappe, die nächste. Das Wetter. Werbung. „Schatz, bringst Du mir noch ein Bier? Was kommt heute für ein Spielfilm?“
Aber was wissen wir eigentlich? Sind alle Iraner potentielle Terroristen, weil ein paar wenige nicht die Finger vom Bomben basteln lassen können? Sind alle Bayern rettungslose Alkoholiker, nur weil das Oktoberfest weltbekannt ist? Ist der Pakistani per se ein fanatischer Moslem und jeder Inder ein friedliebender Hindu? Mögen alle Ossis Bananen? Warum konnten wir den Tsunami im Dezember 2004 oder die Flut in Pakistan im August 2010 nicht vorhersehen? Wie kommen die Streifen in die Zahncreme?
Vermutlich ginge es auf diesem Planeten weitaus ruhiger zu, wenn wir unsere gigantische Masse an Halbwissen reduzieren würden zugunsten dessen, was wirklich wichtig ist: Verständnis für den Nachbarn, und ein Gefühl für die Welt in der wir leben. Die Spendenhilfe für die Flutopfer in Pakistan wäre vermutlich schneller angelaufen, wenn wir das beherzigen würden.
Gerade Reisemagazine schießen im Fernsehen aus dem Boden wie Wolkenkratzer in Dubai. Nicht, weil die Sender ein so großes Informationsbedürfnis haben. Nein! Quote erreicht man mit den Träumen des Publikums. Und das träumt nun mal von Urlaub. Um aber die breite Masse zu erreichen benötigt man unkomplizierte, massentaugliche, leicht verdauliche Ware ohne Haken und Ösen. Differenzieren kostet Sendezeit und macht die Sache nur unnötig kompliziert. Wir wollen doch unterhalten.
Alle Haie sind gefährliche Killermaschinen, in der Türkei tragen alle Frauen ein Kopftuch, Amerika ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Basta!
Stimmt, oder? Denkste!
Die Lösung gibt es nach der Werbung – Entschuldigung, im entsprechenden Kapitel dieses Buches.
Und es gibt noch eine Parallele zum Essen. Wer einmal richtig gut gespeist hat, der isst nur noch Junk-Food, wenn es sich überhaupt nicht vermeiden lässt. Wie die Katze, die nur ein einziges Mal Whiskas bekommen hat, verweigert man ab sofort jede mindere Qualität.
Ähnlich ist es beim Reisen: wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, den lässt es nicht mehr los. Sushi statt Fischstäbchen, Boeuf Stroganoff statt Hamburger, Korallenriff statt Hotelpool, Sonnenuntergang statt Clubanimation, endlose Weiten statt Katalogseiten.
Wen es einmal erwischt hat, der entkommt dieser Sucht nicht mehr. Denken Sie daran: man isst nicht nur, um den Teller leer zu kriegen, genießen Sie, suchen Sie das Besondere!
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