Mittwoch, 28. November 2012

Bahnhof - Das "Problem" mit der Sprache


Es stimmt wirklich, es gibt sprachliche Barrieren. Nur finden sich die meistens dort, wo man sie gar nicht vermutet. Ohne einen Brocken Französisch kann man es zum Beispiel in Frankreich ganz schön schwer haben. Nicht, weil die Franzosen nicht etwa keine anderen Sprachen verstünden, sondern weil sie schlicht nicht wollen. Das mag eine Verallgemeinerung sein, in vielen Fällen trifft sie aber zu. Wenn Sie also auf jemanden treffen – egal in welchem Land – der nicht will, dann haben Sie selbstverständlich keine Chance. Die meisten Menschen weltweit helfen aber gerne, und die Verständigung mit Händen und Füßen klappt meistens ebenfalls hervorragend. Ich war vor Jahren eine ganze Woche mit einem peruanischen Führer im Amazonas unterwegs. Er sprach kein Wort Englisch oder Deutsch, und mein Spanisch beschränkte sich damals auch auf das wirklich Allernötigste. Ich kann nicht behaupten, dass wir uns nicht verständigen konnten. Im Gegenteil: wir hatten eine Menge Spaß, und haben ziemlich viel von einander gelernt.

Wenn es um das Thema Sprache geht, muss man sich zunächst von zwei Mythen befreien.

Erstens: die Weltsprache ist Englisch.
Ich verstehe bis heute nicht, wie es zu diesem Gerücht kommen konnte. Wenn man von der Masse aller Länder weltweit diejenigen abzieht, in denen die Landessprache tatsächlich Englisch ist (also Nordamerika, Großbritannien, Australien, Südafrika, und ein paar ehemalige Kolonien und karibische Inseln), dann bleiben nicht mehr viele Nationen übrig, in denen die englische Sprache verbreitet ist. Ich musste selbst in Teilen der USA (speziell natürlich dem Süden Kaliforniens und Floridas) feststellen, dass man hier mit Spanisch weiter kommt als mit Englisch. Und haben Sie schon mal versucht in Italien, Frankreich oder Portugal eine englische Konversation zu führen? Von Osteuropa, Asien oder Mittel- und Südamerika ganz zu schweigen. In stark touristisch dominierten Gegenden sollte das zwar kein Problem sein, voraussetzen sollte man das aber auf keinen Fall! Und wer schon etwas herumgekommen ist weiß, dass die touristisch erschlossenen Gebiete der meisten Länder nicht besonders groß sind. Fahren Sie beispielsweise an den Gardasee in Norditalien. Eine – wie man meinen sollte – fast schon deutsche Kolonie. Sie werden rund um den See so gut wie niemanden finden, der nicht Deutsch spricht. Sobald sie sich aber den Luxus gönnen, mit dem Auto eine halbe Stunde in die umliegenden Berge zu fahren werden Sie sehen, dass dort italienische Großmütter noch Ihre Wäsche am Dorfbrunnen waschen, und nicht die leiseste Ahnung von einer anderen Sprache außer ihrer eigenen haben.
Stellen Sie sich also darauf ein, dass Sie mit Englisch nicht besonders weit kommen werden.
Haben Sie aber bitte auch keine Angst davor!

Zweitens: Sprachen sind schwer zu lernen.
Zugegeben, es gibt Sprachen bei denen man sich wirklich fragt, auf wessen Mist das gewachsen ist. Finnisch klingt wunderschön, ich möchte es aber beim besten Willen nicht lernen müssen. Tschechisch, Ungarisch oder Chinesisch sind ebenfalls Paradebeispiele für nicht ganz leichte Sprachen. Dem Einen fliegt es zu, der Andere tut sich mit dem Lernen von Sprachen generell schwer.

Trotzdem gilt: niemand erwartet von Ihnen, dass Sie eine Sprache perfekt sprechen, die Grammatik aus dem FF beherrschen, und eine stundenlange Diskussion über wirtschaftspolitische Fragen führen können. Sie werden die Sympathien aber sofort auf Ihrer Seite haben, wenn man merkt, dass Sie sich bemühen. Schon ein simples „Guten Tag“ in der Landessprache kann so manche Tür sehr weit öffnen. Fragen Sie nach, seien sie neugierig. Versuchen Sie die wichtigsten Redewendung aufzuschnappen, und schreiben Sie sie – wenn nötig phonetisch – irgendwo auf.
Bei mir hat das einmal so weit geführt, dass sich ein Kneipenbesitzer in Guatemala stundenlang mit mir auf Spanisch unterhalten hat. Er hat mir sein Leben und die Geschichte seines Landes in Zeitlupe erzählt, und nach jedem Satz nachgefragt, ob ich es verstanden habe. Wenn nicht, hat er versucht es zu erklären. Am nächsten Morgen war mein Verständnis von Land, Leuten und Sprache ein komplett anderes.
Nun ist spanisch eine recht leicht zu erlernende Sprache. Das funktioniert aber auch in anderen Gegenden dieser Welt.
Ein anderes Beispiel: nehmen wir Türkisch. Das deutsche Ohr dürfte massive Probleme haben, in einem gesprochenen türkischen Satz auch nur ein einziges Wort zu isolieren. Daher entsteht bei uns das Missverständnis, diese Sprache sei schwer. Ich kann Sie beruhigen, sie ist es nicht im Geringsten. Diese Liste lässt sich vermutlich endlos fortführen. Wichtig ist tatsächlich nur: mit Händen und Füßen, und einer kleinen Portion Interesse und Neugierde kommen Sie überall durch.
Und wenn Sie „Bahnhof“ verstehen, dann ist das gar nicht so schlecht. Denn das ist für Sie als Reisender der richtige Ort um Gleichgesinnte zu treffen, und eventuell auch den weiteren Reiseverlauf zu planen.

Bevor ich jetzt damit beginne, etwas detaillierter auf meine Reiseerlebnisse einzugehen noch kurz der Hinweis:
Meine bevorzugten Reiseziele mögen andere sein als Ihre, meine Art zu Reisen mag nicht Ihren Vorstellungen entsprechen, und meine Eindrücke sind ganz bestimmt nicht objektiv.
Die geschilderten Erlebnisse können Einzelfälle sein, und sollten daher nicht als repräsentativ für ganze Länder gelten.
Darum noch einmal:
ich habe meine Erfahrungen, meine Erlebnisse, meine Träume – leben Sie Ihre, auch wenn Sie ganz anders aussehen!

Jetzt aber – raus aus dem Kopf, rein ins Abenteuer....
Beim nächsten Mal!

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