Meine Reise nach Peru fand zu einem Zeitpunkt statt, als man den Inka Trail noch individuell begehen konnte. Mittlerweile ist das leider nicht mehr der Fall. Dieser großartige Weg kann nur noch in organisierten Gruppen begangen werden.
Das hat zwar den Vorteil, dass man von seinem Tourguide wertvolle Informationen erhält, die einem ansonsten fehlen würden. Es hat aber auch den Nachteil, dass man die Atmosphäre und die grandiosen Ausblicke nicht mehr alleine in Ruhe genießen kann. Die alten, zum Teil noch nicht freigelegten und renovierten Ruinen, das Bergpanorama, die wunderschöne Natur. Mit dem Anwachsen der Tourismus kam es aber offenbar vermehrt zu Vandalismus, und auch zu Überfällen auf Wanderer.
Dem wollten die Verantwortlichen scheinbar vorbeugen. In gewisser Weise handelt es sich dabei aber auch um ein hausgemachtes Problem, dann man versuchte - und versucht nach wie vor - immer mehr Touristen nach Machu Picchu zu karren. Die etwas Ausdauernderen wandern drei Tage lang über den Inka Trail zu dieser „versteckten Inkastadt“, alle anderen fahren mittlerweile direkt mit dem Bus bis vor die Tür. Bis zu 5000 Besucher werden derzeit täglich in Machu Picchu gezählt. Und die Regierung plant die Installation einer Flutlichtanlage, die den Besuch auch noch Nachts ermöglichen, und die Besucherzahl verdoppeln soll.
Wissenschaftler sehen darin ein Desaster. Jeder Schritt auf dem Boden von Machu Picchu ist wie ein kleines Erdbeben. Die Steine der Bauwerke sind nicht durch Mörtel oder ein anderes Bindemittel verbunden, sie sind lediglich passgenau aufeinander gestapelt. Die Folgen sind klar: die Gebäude werden früher oder später einstürzen. Geholfen ist damit niemandem. Aber der kurzfristige finanzielle Segen lässt offenbar alle Risiken vergessen.
Peru verfügt über mehr als 200 archäologische Stätten, viele versierte Reisende suchen jetzt schon nach ruhigen und abgelegenen Alternativen. Es gibt sie zu Hauf. Wollen wir hoffen, dass ihnen das Schicksal von Machu Picchu erspart bleibt.
Als ich damals den Treck startete waren an diesem Tag gerade mal 80 Wanderer unterwegs - ich war also alleine, konnte alles auf mich wirken lassen
Und vor allem, ich konnte mein Zelt aufschlagen wo ich wollte. Das war zwar zum damaligen Zeitpunkt auch schon nicht gern gesehen, aber wenn man sich eine versteckte Ecke hinter einer Ruine oder hinter einem Baum im Dschungel suchte, dann war auch das machbar. Und ich wollte all diese Eindrücke einfach alleine auf mich wirken lassen: Dschungel und Schmetterlinge noch auf knapp 3000 Metern Höhe, diese meditative Stille in der man sich einfach fallen lassen kann, die Bauwerke, die seit hunderten von Jahren über die Gipfel der Anden wachen. Und dazu ein selbst gekochtes Süppchen vom Gaskocher, mein Zelt und ein Sonnenuntergang von Gottes Gnaden. Unbeschreiblich!
Ich werde den weiteren Verlauf des Inka Trails hier nicht groß auswalzen. Reiseberichte gibt es genug. Ich denke, Sie können sich meine Faszination wohl vorstellen.
Es gab aber zwei Ereignisse, die erwähnenswert sind.
Zum einen habe ich am zweiten Tag ein Paar aus der Schweiz getroffen. Sie waren frisch verheiratet, und auf Hochzeitsreise. Ich habe es zwar sehr viel später auch nicht anders gemacht, aber zum damaligen Zeitpunkt war einerseits der Gedanke an Heirat für mich noch völlig undiskutabel, zum Anderen bedeutete eine Hochzeitsreise für mich ein schönes Hotelzimmer in der Karibik, ein Himmelbett, Cocktails, Kellner die einem den A**** nachtragen, und ähnliches. Ganz bestimmt gehörte es nicht zu meinen Honeymoon-Vorstellungen einen 15 Kilo schweren Rucksack auf über 4000 Meter zu schleppen und auf Isomatten zu übernachten.
Nun - offensichtlich hat mich diese Begegnung geprägt. Der Plan der Beiden war es, zunächst sechs Monate mit dem Rucksack durch Südamerika zu Reisen, und danach noch weitere sechs Monae für ein Entwicklungshilfeprojekt in Peru zu arbeiten. Schleppen, Schwitzen und Arbeiten. Nicht Ihre Vorstellung von Flitterwochen?
Wie gesagt, meine waren es damals auch nicht, und doch sollte es bei mir Jahre später fast genau so ablaufen. Das Einzige was in diesem Moment zählt ist die Tatsache, dass diese beiden Mensch sich mit dem was sie da taten völlig sicher waren. Sie wollten es, gingen in dem Gedanken auf, und konnten sich nichts schöneres vorstellen.
Man sollte sich also doch viel öfter mal die Zeit nehmen und versuchen zu verstehen wie andere Menschen ticken. Man muss ja nicht gleich mit allem konform gehen, aber oftmals stellt man fest, dass man einfach nur zu sehr an eingefahrenen Strukturen festhält, an alten Konventionen und Gewohnheiten, die entweder nicht mehr zeitgemäß sind, oder die einem schlichtweg nicht gut tun und Möglichkeiten unnötig einschränken.
Fragen Sie nach, sein Sie neugierig, wägen Sie ab bevor Sie urteilen.
Vieles was auf den ersten Blick ungewöhnlich, ja verrückt und komplett abwegig erscheint eröffnet oftmals neue, großartige Möglichkeiten. Viele Dinge lehnen wir nur deswegen ab, weil wir nicht genug darüber wissen. Alternativmedizin. Energiegewinnung. Religion.
Fragen Sie sich mal selbst, bei wie vielen Themen Sie eigentlich wirklich Ihre eigene Meinung vertreten, weil Sie sich anhand von Fakten ein Bild gemacht haben. Oder ob Sie nur das nachplappern was andere sagen, die selbst nicht wissen wovon sie reden, weil sie nie nachgefragt haben.
Gemeinsam mit den beiden Schweizern habe ich noch mehr Möglichkeiten ausgelotet.
Und die waren der Hammer!
Ich erzähls Ihnen - beim nächsten Mal.