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Donnerstag, 7. Februar 2013
Zwischen Krieg und Kultur, Maya und Moneten – Mittelamerika
Sie können sich gar nicht vorstellen was man alles zu hören bekommt, wenn man mit diesem Plan an die Öffentlichkeit geht.
„Amerika war toll, als nächstes gehe ich nach Mittelamerika.“
„Bist Du wahnsinnig? Da sind doch die ganzen Drogenver-käufer!... Oder?... Das ist doch da?“ „Ja genau, da ist doch dauernd irgendeine Revolution oder ein Bürgerkrieg.“
„Und im Dschungel lebt lauter giftiges Viechzeug! Das überlebst Du nie!“ „Kann ich dann Deine CD-Sammlung haben?“ „Ich geh schon mal Lösegeld sammeln.“ „Außerdem sind das ja alles Dritte-Welt-Länder. Kriegst Du da überhaupt was zu essen?“
Ich habe es zwar nicht nötig mich ob meiner Reiseziele zu rechtfertigen, trotzdem scheint eine Erklärung für alle Mitglieder der Vorurteilsfraktion angebracht.
Zunächst einmal: die Sache mit den Drogen stimmt zwar zum Teil. Wenn Sie aber als regulärer Reisender – in, sagen wir Guatemala – tatsächlich etwas vom Drogenkrieg mitbekommen sollten, dann haben Sie schon extremes Pech! Wenn Sie nach Einbruch der Dunkelheit in einer deutschen Großstadt am Hauptbahnhof unterwegs sind, sind Sie vermutlich mehr gefährdet, als irgendwo in einem dieser Länder. Mein Tipp für Abenteurer, versuchen Sie Frankfurt, Hamburg oder Mannheim.
Zweitens: streng genommen müsste man zwischen Zentralamerika und Mittelamerika unterscheiden.
Unter Zentralamerika fasst man in der Regel die Staaten Belize, Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica und Panama zusammen. Das kommt daher, dass diese Staaten (ausgenommen Belize und Panama) nach der Kolonialherrschaft der Spanier die „Zentralamerikanische Konföderation“ bildeten.
Zusammen mit Mexiko und den Karibischen Inseln spricht man dann von Mittelamerika. Aber das nur am Rande, für alle die nicht wissen, von welcher Gegend wir hier sprechen, und für diejenigen, die sich noch etwas eingehender mit der Geschichte dieser Ecke der Welt befassen möchten.
Giftige Tiere – oder solche die es gern wären – haben in der Regel mehr Angst vor dem Menschen als umgekehrt. Die Chance auf entsprechende Exemplare zu treffen ist relativ gering, zumal es Gegenden auf diesem Planeten gibt in denen sich Giftspritzer aller Couleur bei weitem häufiger zum Stammtisch treffen, als die Mittel- und Südamerikanischen Dschungel-gebiete.
Außerdem: was gibt es faszinierenderes als Tiere in freier Wildbahn. Die Dschungelgegenden Mittelamerikas bieten reichlich davon, und Costa Rica beheimatet die höchste Biodiversität überhaupt. Sie können jeden Zoo vergessen, wenn sie einmal ein paar Tage in diesem grünen Paradies verbracht haben. (Der Begriff grüne Hölle ist mir bis heute unbegreiflich. Schließlich kann der Dschungel als solches wohl kaum etwas dafür, dass Menschen meinen, sich dort über den Haufen schießen zu müssen.)
Und wo wir gerade beim Schießen sind. Dieses Argument war tatsächlich nicht ganz fehl am Platze. Als ich 1996 zum ersten Mal in Guatemala war, war das Friedensabkommen, das nach 35 Jahren den Bürgerkrieg beenden sollte, gerade in Kraft getreten. Die Geschichte bewaffneter Auseinandersetzungen in Mittelamerika ist wichtig und hilfreich, wenn man diese Gegend der Welt besucht. Ich möchte an dieser Stelle aber nicht ins Detail gehen, was den Bürgerkrieg (unter anderem) in Guatemala, seine Verantwortlichen, seine über 200.000 Toten und über eine Million Flüchtlinge angeht. Kriege entstehen meiner Meinung nach fast ohne Ausnahme aufgrund von Dummheit, die sich hinter dem Deckmantel der Politik versteckt. Es gibt genügend Quellen, die sich mit der Geschichte, den Umstürzen, den politischen und wirtschaftlichen Querelen dieses Landes befassen. Machen Sie sich selbst ein Bild.
Tatsache ist: wenn ich heute Berichte über Guatemala lese – Drogen, Kriminalität, Armut, Wirtschaftskrise – dann würde ich aufgrund dieser Informationen bestimmt nicht dort hin fahren. Wenn man aber weiß, dass sich all das größtenteils in der Hauptstadt Guatemala City abspielt (wirklich ein nicht ganz ungefährliches Pflaster), dann kann man das restliche Land entspannt bereisen. Guatemala gehört für mich mit zu den schönsten Ländern die ich (mehrfach) bereist habe. Und die indigene Bevölkerung hat Aufmerksamkeit mehr als nötig!
Ähnliches gilt für Nicaragua. Die Stichworte Contras, Sandinisten, Ortega oder Somoza können die Meisten spontan Nicaragua zuordnen. Hier war es allerdings schon ganze acht Jahre her (1988) dass das Friedensabkommen unterzeichnet war, und 1990 hatten die ersten demokratischen Wahlen stattgefunden. Dennoch hatte ich in Nicaragua damals mehr als irgendwo anders ein seltsames Gefühl. Eine Aura von Misstrauen und Aggression lag in der Luft. Man sollte aber auch hier nicht generell alle Menschen eines Landes, und daraus resultierend alle Länder einer Region über einen Kamm scheren, denn vieles hat sich in der Zwischenzeit geändert. Aber der Reihe nach…
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